Rezension

Wer ist die Mutter?

Das Baby ist meins
von Oyinkan Braithwaite

Normalerweise steht ab und an die Frage im Raum „Wer ist der Vater des Kindes?“. In diesem Roman dreht sich alles darum, dass zwei Frauen behaupten die Mutter eines Neugeborenen zu sein. Dabei wird die Geschichte aus der Perspektive eines jungen nigerianischen Frauenhelds erzählt, der mit der Zeugung des Babys kurioserweise rein gar nichts zu tun hatte. Er wird von seiner Freundin mitten im ersten Corona-Lockdown vor die Tür gesetzt und sucht im Haus des verstorbenen Onkels Unterschlupf. Dort trifft er nicht nur seine verwitwete Tante sondern auch die ehemalige Geliebte seines Onkels sowie einen Säugling an. Beide Frauen behaupten das Kind sei ihres und es läuft auf einen Kampf der hysterischen Hühner hinaus.

Der letzte Satz ist etwas salopp formuliert, geht es doch ums Kindeswohl. Leider besteht aber ein Großteil der nur 128 Seiten kurzen Erzählung aus Hühnerkämpfen zwischen den beiden. Der Mitte Zwanzig jährige Ich-Erzähler dient zunehmend als Vermittler und wird über wenige Tage hinweg scheinbar erwachsen.

Die Geschichte ist solide erzählt und mal etwas anderes für Zwischendurch. Allerdings wirkt der Roman ein bisschen, wie ein Lockdown-Lückenfüller. So richtig mitreißen konnte er nie und bleibt letztlich recht dünn. Die drei Figuren dieses Kammerspiels haben nur wenig psychologische Tiefe und hinterlassen kaum einen Eindruck. Nachvollziehbar sind ihre Persönlichkeitsveränderungen nicht wirklich. Die Sprache bleibt dabei unaufregend.

Allein der „Ungewöhnlichkeitsfaktor“ beschert dem Roman von mir noch gerade so 3 Sterne. Kann man gelesen haben, muss man aber nicht zwingend.