Rezension

Eine verrückte Konstellation

Das Baby ist meins
von Oyinkan Braithwaite

Bewertet mit 4 Sternen

Lagos während der Corona-Pandemie 2020: Mitten im Lockdown findet Bambis Freundin heraus, dass er sie betrogen hat. Obwohl die Bevölkerung unter Hausarrest steht und es verboten ist für etwas anderes als Lebensmitteleinkäufe auf die Straße zu gehen, hat Mide kein Problem damit, Bambi hinauszuwerfen. Da er nirgendwo anders hin kann, glaubt er sich ungestört in das Haus seines kürzlich am Virus verstorbenen Onkels zurückziehen zu können, da er seine Tante, die ein Baby bekommen hat, bei irgendwelchen Verwandten vermutet.
Umso überraschend für Bambi, als er nicht nur seine Tante in dem Bungalow antrifft, sondern auch die Geliebte des Onkels. In ihrer Mitte befindet sich ein Baby, von dem beide Frauen felsenfest behaupten, dass es ihres ist.
Während die beiden Frauen mal einträglich zusammenleben, mal einander bitter bekriegen, versucht Bambi aus den Schilderungen schlau zu werden und zuzuordnen, wer wirklich die Mutter des Babys ist und gerät dabei zwischen die Fronten.

Nun, ich sag mal: Das war ein interessantes Konstrukt, das Oyinkan Braithwaite kompakt auf 125 geklöppelt hat. Das Buch wurde als feministisch gepriesen, eher entdecke ich darin das zynische Gegenteil – ein Mann dringt in das Leben der Frauen ein und schwingt sich ungefragt zu deren Richter auf. Dabei hat er kein Problem damit, sich aushalten, verpflegen und bedienen zu lassen. Die Kurzgeschichte wird zwar aus Sicht des Mannes erzählt, der in den zwei rivalisierenden Frauen eine Gefahr für das Baby sieht, allerdings haben die Frauen bis zum Auftauchen Bambis die bisherige Zeit des des Lockdowns gemeistert ohne einander totzuschlagen. Aber ein Mann im Haus tut, was ein Mann im Haus tut...
Ist es eine augenzwinkernde Gesellschaftskritik? Egal, wie man das Buch lesen will, es ist in jedem Fall eine interessante Grübelei im Anschluss garantiert!