Rezension

Ein skurriles Kammerspiel

Das Baby ist meins
von Oyinkan Braithwaite

Bewertet mit 5 Sternen

Selten war ein Drama unterhaltsamer.

Hier erzählt Bambi, ein junger Mann aus Lagos, wie er ungewollt zum Schlichter bei einem unmöglichen Streit wurde. Seine Tante und die Geliebte seines verstorbenen Onkels verbringen gemeinsam den Lockdown im Haus der Familie und haben ein Baby. Beide behaupten verzweifelt, sie wären die Mutter, beharren stur auf ihrem Standpunkt und beide haben sowohl Argumente als auch Kampfgeist. Skurriler kann es nicht zugehen.

Diese Geschichte ist schrecklich und eigentlich ein höchst gewagtes Konstrukt, bei dem man der Autorin eher eine blühende Fantasie als Glaubwürdigkeit bescheinigen möchte. Trotzdem schafft sie es, der Situation eine tragische Realität zu verschaffen. Obwohl sich die Protagonisten hier zu großen Teilen nahezu absurd verhalten, spürt man auch ihre Leidenschaft, tiefe Gefühle, die einen Menschen vielleicht tatsächlich so handeln lassen könnten, stets begleitet von einem Augenzwinkern.

Man ist sich nie sicher, ob man es hier mit einem menschlichen Drama oder mit Karikaturen zu tun hat, die einem überspitzt die nigerianische Mentalität vorführen. Nigerianer scheinen ein spezielles Volk zu sein, ein Land voller Paschas, die auch brutal sein können und die in einer Tradition mit mehreren Ehefrauen verhaftet sind. Dann wieder meint man, der Mann hat das Sagen und die Frau sagt ihm, was er sagen soll. Ein leidenschaftliches Volk voller Widersprüche.

Dieses Buch ist sehr kurz, sehr unterhaltsam und sehr eindrucksvoll, ein skurriles Kammerspiel.