Rezension

Widerlicher Appetizer

Im hohen Gras - Stephen King, Joe Hill

Im hohen Gras
von Stephen King Joe Hill

Bewertet mit 4 Sternen

Becky und Cal sind Geschwister und unzertrennlich. So kommt es, dass die jungen Erwachsenen querfeldein gemeinsam zu Verwandten nach Kansas fahren. Bei einem Zwischenstopp erreicht sie ein markerschütternde Hilfeschrei. Ein kleiner Junge hat sich im hohen Gras verirrt und die Geschwister bieten sofort tatkräftige Hilfe an.

Hierbei handelt es sich um einen Shocking Short aus dem Hause King. Wenn Vater und Sohn gemeinsam kochen, dann kann dabei ja nur Grausliches herauskommen, oder nicht?

Doch, ganz genau! Denn was da im hohen Gras passiert, ist nicht nur unappetitlich sondern teilweise richtig grauslich und ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. 

Das Geschwisterpaar kommt also dem kleinen Jungen zu Hilfe bzw. sie versuchen es. Gerade weil es nur wenige Seiten sind - und Kingleser wissen, dass sich der Horrormeister nicht gern kurz hält - ist es schon fast zum Fürchten, wie lebendig diese beiden Protagonisten geraten sind. Obwohl auf diesen knappen Raum sogar noch eine Handlung ist, der wohlige Schauer erst nach und nach zum Einsatz kommt, bevor er in einer umwerfenden Widerlichkeit ganz aufgeht, schafft es das Vater-Sohn-Gespann den Charakteren eine Tiefe, eine Geschichte und ein Gesicht zu verleihen, was im Angesicht der Widerlichkeit bemerkenswert scheint, und wodurch man sich wie nach einem kleinen Aperitifs nach mehr verzehrt.

Jedoch ist diese Geschichte für den großen Horrorhunger eine viel zu kleine Portion, denn grad als es richtig schmackhaft wird, ist es auch schon wieder gegessen. Wer sich allerdings einen grauslichen Appetizer für Zwischendurch gönnen will, wird im hohen Gras sicher den richtigen Snack finden.

© NiWa