Rezension

Willkommen in New Arcadia

Company Town - Niemand ist mehr sicher - Madeline Ashby

Company Town - Niemand ist mehr sicher
von Madeline Ashby

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
New Arcadia, so nennt sich die Stadt auf der Ölplattform, die sich im Besitz der Familie Lynch befindet. Die Menschen New Arcadias sind alle auf irgendeiner Weise verändert, sei es um schneller zu sein oder schöner zu werden, niemand ist mehr so, wie er geboren wurde. Nur die junge Hwa ist noch ein komplett organischer Mensch, die zwar ihre Makel verbirgt, aber trotzdem anders ist, als alle anderen. Sie arbeitet als Bodyguard für einen Escortservice, doch durch Zufall lernt sie den jüngsten Sohn der Familie Lynch, Joel, kennen. Dieser wird bedroht und als Schutz wünscht er sich Hwa als Bodyguard. So beginnt diese ihren neuen Job bei den Lynchs. Doch auf der Plattform passiert noch etwas, ein Serienmörder treibt sein Unwesen und die Opfer sind Hwa nur zu gut bekannt. Kurzerhand beschließt sie, auf eigene Faust zu ermitteln.
Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt gleich mitten im Geschehen und ich muss zugeben, dass ich da zum Einstieg meine Schwierigkeiten hatte. Es prasseln unbekannte Begriffe und Personen auf mich ein und auch das Setting ist so anders, dass ich erst einmal ein wenig Zeit benötigte, um hinter das Ganze zu steigen. Doch nachdem ich mich in die Geschichte eingelesen hatte, wurde es absolut spannend und mitreißend. Madeline Ashby verfügt über einen sehr flüssigen und klaren Schreibstil, der mir beim Lesen zum Glück keine Schwierigkeiten bereitete, so dass es auch nicht zu schwer fiel, am Ball zu bleiben.
Das Geschehen ist von Beginn an sehr spannend, doch auch immer wieder gelingt es der Autorin die Spannungsschraube anzuziehen. Mit kleineren und größeren Wendungen, die die Ereignisse nicht vorhersehbar werden ließen, konnte sie mich ans Geschehen fesseln und gut unterhalten. Passend zu dem Geschehen ist dann auch das Setting etwas ganz besonderes. Zwar fiel es mir recht schwer, mir das alles von Beginn an bildlich vorzustellen, doch nach und nach baute ich mir New Arcadia in Gedanken auf.
Das ganze Setting wirkt natürlich absolut aussergewöhnlich und ließ mich während des Lesens immer wieder innehalten, um zu verarbeiten, was da gerade überhaupt zu "sehen" war. Dabei hat Madeline Ashby hier alles durchaus gut durchdacht und ließ sich viele Zukunftsszenarien einfallen, die gar nicht so abwegig erscheinen. Seien es die Menschen, die sich selber allen möglichen und unmöglichen Operationen unterziehen, oder der ungewöhnliche Handlungsort, alles wurde mit Fortschreiten der Handlung immer besser nachvollziehbar und auch erschreckend glaubhaft.
Die Geschichte wird von einem personellen Erzähler wiedergegeben, wodurch mir zwar die Handlung recht nah gebracht wurde, aber ich inhaltlich so meine Schwierigkeiten hatte. Es gibt einfach eine Unzahl an technischen Begriffen, bei denen es mir nicht immer leicht fiel, sofort zu verstehen, worum es ging. Das Buch ist auf jeden Fall keine leichte Lektüre für zwischendurch, denn einmal nicht aufgepasst, verliert man schnell den Überblick über die Zusammenhänge und muss noch einmal zurückblättern.
Die Charaktere waren gut ausgearbeitet. Gerade Hwa als Protagonistin konnte mich recht schnell überzeugen und ich mochte diese "normale" Frau unter all den manipulierten Menschen. Sie hatte es mit Sicherheit nie besonders leicht und trotzdem ist sie eine sehr verantwortungsbewusste Frau, die weiß, wofür sie einsteht. Die Selbstvorwürfe, die sie sich macht, nachdem der Killer Menschen aus ihrer direkten Umgebung tötet, waren gut nachvollziehbar, genauso wie die daraus resultierenden Handlungen. Joel mochte ich sehr, auch wenn er als direkter Erbe New Arcadias eigentlich sehr reich und machtvoll ist, ist er durchaus sympathisch und ganz schön clever. Daniel, der hier als Bodyguard der Familie Lynch arbeitet, ist zunächst Hwas Chef, doch auch dieser wirkte gut durchdacht und war mir nachher auch sehr ans Herz gewachsen. Dann gibt es noch den ein oder anderen Nebencharakter, die hier auch recht nebensächlich bleiben, wobei mir hier z. B. Hwas Mutter gleich einfällt, die ich so ganz und gar nicht mochte.
Das Ende der Geschichte war mir für meinen Geschmack ein wenig zu glatt und alles in allem bleiben mir noch einige Fragen ungeklärt, so dass ich mit dem Ende nicht ganz glücklich bin.
Mein Fazit:
Alles in allem ein sehr spannendes Buch mit einer neuen und durchaus überzeugenden Grundidee, das ich auf Grund des Inhalts eher in Richtung Sci-Fi-Thriller als Dystopie einordnen würde. Trotzdem ist das Zukunftsbild, das hier entworfen wurde, durchaus vorstellbar, vor allem was die Entwicklung der Menschen betrifft. Die technischen Begriffe hätten für mich ein wenig mehr Erläuterungen bedurft, denn diese bremsten doch teilweise meinen Lesefluss, doch der Schreibstil ist hier zum Glück sehr flüssig, so dass ich schon am Ball bleiben konnte. Eine sehr sympathische Protagonistin und gut ausgearbeitete Nebencharaktere konnten mich überzeugen. Wer gerne Zunkunftsromane mit viel Thrill und Action mag, ist hier gut aufgehoben. Durchaus lesenswert!