Rezension

Willkommen in New York ihr neuen und alten Götter

Lore. Die Spiele haben begonnen. Sie kämpft um ihr Leben -

Lore. Die Spiele haben begonnen. Sie kämpft um ihr Leben
von Alexandra Bracken

Bewertet mit 5 Sternen

Vor langer Zeit haben die neun göttlichen Kinder des Zeus ihren Vater verraten. Zur Strafe lässt er seine Kinder alle 7 Jahre für 7 Tage zu Sterblichen werden. Der Agon, die Jagd auf die Götter, ermöglicht jedem einen Gott zu morden und damit seine Kräfte und seinen Platz einzunehmen. Als Jägerin auf die Göttlichen ist Lore mit diesem Weltbild aufgewachsen. Doch die Ereignisse des Agons haben ihr ihre Familie genommen, so will Lore nur raus aus allem. Doch nun bietet sich die Möglichkeit sich an dem Mörder ihrer Familie zu rächen - und damit zugleich vielleicht die einzige Möglichkeit die Welt vor ihm zu retten und den Agon zu beenden.

Alexandra Bracken katapultiert hier die Götter und Helden der griechischen Mythologie in das heutige New York. Dies gelingt ihr dabei sehr authentisch, vergisst man während des Lesens doch zu leicht, dass es eigentlich Urban Fantasy ist. Bracken arbeitet die Mythologie dabei glaubhaft und (so weit ich es als Laie beurteilen kann) gut recherchiert auf, um daraus ihren eigenen Mythos zu schaffen. Protagonistin ist Lore, eine äußerst taffe 17-Jährige. Sie ist nicht die typische Best-friend-Protagonistin, mit der man von Anfang an mitfühlen kann. Das hat jedoch Gründe: Lore musste bereits viel Schlechtes in ihrem Leben verkraften, diese Erlebnisse haben ihren Charakter sowie ihre Stärken und Schwächen maßgeblich geprägt. Das machte mir Lore nicht zur sympathischen Lieblingsfigur, dafür aber zu einer sehr authentischen und glaubhaften Protagonistin, deren Geschichte ich sehr gerne verfolgt habe. 

Das Buch hält außerdem noch ein paar nette Sidekicks bereit und auch die Liebe spielt eine Rolle, jedoch nur eine sehr dezente Nebenrolle.

Bei der Erzählperspektive handelt es sich meistens um einen personalen Erzähler aus dritter Person, jedoch bekommen wir dennoch nicht den vollen Einblick in Lore; so hat die Protagonistin auch vor uns Lesern das ein oder andere Geheimnis. Nicht nur das trägt zum Spannungsaufbau bei. Mal abgesehen von den ersten 100 Seiten (für die man schon etwas Durchhaltevermögen braucht, um das Weltbild zu verstehen) ist das Spannungslevel konsequent hoch, die Geschichte hat ein sehr gutes Tempo, weshalb so gut wie keine Längen entstehen, gleichzeitig wird aber auch fast nichts (bis auf eine Ausnahme) zu schnell abgehandelt.

Für Zartbeseitete ist dieser Fantasyroman jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn Gewalt und Brutalität nehmen hier durchaus größeren Raum ein. Das Buch enthält außerdem eine Triggerwarnung. 

Für mich persönlich war das Buch hochemotional, aufwühlend und fesselnd. Einziger Dämpfer: Das Ende hinkt dem Rest der Geschichte ein kleinwenig hinterher. Nichtsdestotrotz hatte ich ein großes Lesevergnügen und vergebe daher gerne fünf Sterne.