Rezension

Wunderbarer Schmöker vor spannendem historischen Hintergrund

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume -

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume
von Rena Rosenthal

Bewertet mit 5 Sternen

Marleene möchte ihren Traum verwirklichen und eine Gärtnerlehre absolvieren, denn sie liebt Pflanzen, vor allem Flieder. Doch als Frau bleibt ihr dieser Schritt 1891 verwehrt.

Schließlich gibt sie sich verkleidet als Junge aus und fängt in der traditionsreichen Hofgärtnerei als Lehrling an. Nicht nur der Anfang mit den Kollegen ist schwer, es ergeben sich aufgrund der Maskerade auch weitere Komplikationen – auch mit den Söhnen des Leiters der Gärtnerei…

 

 

Meine Meinung:

Das Buch ist ein richtig dicker Schmöker, war aber trotzdem viel zu schnell ausgelesen. Es ist nicht nur wunderschön gestaltet, so dass es richtig Lust auf Frühling und Blumen macht, sondern auch extrem flüssig und angenehm zu lesen.

 

Dank der sympathischen und authentisch angelegten Charaktere und der z.T. wechselnden Perspektiven, durch die man als Leser*in ein sehr rundes Bild vom Geschehen bekommt, war ich schnell mitten in der Handlung. Der Roman hat einen sehr gelungenen Spannungsbogen, bis in Nebenäste der Handlung, und hat mich dadurch wahnsinnig gefesselt. Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Vor allem Marleene mochte ich sehr und ich fand insbesondere ihre Entwicklung sehr glaubwürdig beschrieben, so dass ich durchgängig mitgefiebert habe. Witzig war eine Szene, in der ihre Cousine Frieda – eine sehr gute Beobachterin – ihr erklärt, wie sie sich in ihrer Verkleidung als Mann verhalten sollte, um nicht aufzufallen. Das traf wirklich den Nagel auf den Kopf!

 

Außer der berührenden Handlung glänzt der Roman durch eine sehr liebevolle und gleichzeitig fachkundige Behandlung von Themen rund um Pflanzen und Blumen und die Gärtnerei, die mir als Gartenliebhaberin sehr gut gefallen hat.

Nicht zuletzt hat die Autorin sehr gründlich und fundiert zu den historischen Kontexten recherchiert und diese Hintergründe ohne erhobenen Zeigefinger beschrieben. Besonders gelungen fand ich die Beschreibungen rund um die Rolle der Frau zu der Zeit und das erwachende Bewusstsein für den – langen – Kampf für mehr Frauenrechte. Man kann dies im Alltag von Marleene sehr gut miterleben.

Das Buch wird mich daher noch lange beschäftigen, denn es ist nicht nur spannend und berührend, sondern auch sehr komplex tiefgründig.

 

 

Fazit:

Der Roman bietet für jeden Geschmack etwas: tolle authentische Charaktere, eine spannende und berührende Handlung und außerdem fundiert recherchierte historische Hintergründe. Die perfekte Lektüre für den Lockdown und ein wunderbarer Urlaub für die Seele!