Rezension

Zu ausufernd

flüchtig - Hubert Achleitner

flüchtig
von Hubert Achleitner

Bewertet mit 3 Sternen

Nach fast dreißig Ehejahren mit Herwig schmeißt Maria alles hin, kündigt ihren Job, nimmt Herwigs Volvo mit und verschwindet.

Der verlassene Ehemann, mit dem man zunächst Mitleid empfindet, da er monatelang gar nichts von Maria hört, ist aber gar nicht so unschuldig an ihrem Verschwinden. Immerhin hat er seit geraumer Zeit ein Verhältnis mit der deutlich jüngeren Kollegin Nora, die nun auch noch ein Kind von ihm erwartet. Marias und Herwigs Ehe ist dagegen kinderlos geblieben.

Der Autor lässt den Leser in verschiedenen Perspektiven teilhaben an den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten. Man vollzieht Marias Reise mit der Autostopperin Lisa nach Griechenland mit, genauso wie Herwigs Flucht in Alkohol und Gras.

Allerdings bleiben einem die Figuren dennoch seltsam fremd. Man bleibt als Leser distanziert, betrachtet die Akteure, kann sich allerdings wenig mit ihnen identifizieren, da sowohl Maria als auch Herwig nicht so recht greifbar und nicht unbedingt sympathisch wirken. 

Sprachlich ist ,,flüchtig" ein Genuss, inhaltlich konnte mich der Roman allerdings nicht so recht packen. Zu ,,flüchtig" waren die Begegnungen der Menschen untereinander, zu sehr mäandert der Erzählfluss zwischen allen möglichen politischen, philosophischen oder waltanschaulichen Themen. ,,Ein weiser und sehr musikalischer Roman über Liebe und Sehnsucht, das Schicksal und das flüchtige Glück", so wird Achleitners Erstlingswerk völlig zu Recht beschrieben. Doch so wie der Autor als Musiker Hubert von Goisern mit Instrumenten und Stilen wild experimentiert, so scheint er auch hier so einiges ausprobiert zu haben, was aber letztendlich zu ausufernd und zerfasert wirkt.

Schreiben kann er! Aber inhaltlich wäre in meinen Augen weniger mehr gewesen.