Rezension

(zu?) ruhig

Right Here (Stay With Me) -

Right Here (Stay With Me)
von Anne Pätzold

Bewertet mit 4 Sternen

Lucy liebt das Eiskunstlaufen. Ihre Eltern würden sie hingegen lieber an der Uni sehen. Eine letzte Chance hat sie noch, ein letzter Wettkampf, bei dem sie sich beweisen soll. Doch ein Unfall auf dem Eis bringt Lucys Trainingsplan durcheinander und verschiebt ihre Prioritäten…

Die LoveNXT-Reihe von Anne Pätzold habe ich geliebt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Zwar konnte mich „Right here“ nicht genauso umhauen, gut gefallen hat mir die Geschichte aber trotzdem.

Lucy ist eine sympathische Protagonistin. Die 19-jährige lebt für das Eiskunstlaufen und stellt alles hinten an. Dennoch läuft es in vielfacher Hinsicht nicht so, wie sie es sich erhofft. Die vorderen Plätze bei Wettbewerben bleiben aus und auch beim Training neuer Figuren klappt es nicht auf Anhieb. Lucy spürt stetig den Druck. Was soll sie tun, wenn der Erfolg ausbleibt und ihre Eltern sie zurück an die Uni schicken?
Neben dem Training ist sie gezwungen, ein Praktikum zu absolvieren. Dadurch lernt sie neue Menschen kennen. Lucy fällt es sehr schwer, sich neuen Leuten zu öffnen. Eigentlich hat sie schlicht keine Zeit für Freundschaften. Aber zwei von ihnen sind sehr hartnäckig – und super sympathisch. Je häufiger Lucys Leben abseits des Eises stattfindet, desto mehr ist sie auch bereit, ihre Verbissenheit zu hinterfragen. Sie macht im Verlauf eine deutliche Entwicklung durch.

Als Ich-Erzählerin lässt sie die Leser/innen an ihren Überlegungen und Gefühlen teilhaben. Sie grübelt viel über ihre Situation nach. Sie sucht nach Lösungen. Als Jules in ihr Leben stolpert, grübelt sie auch viel über ihn, und der Druck wächst, je näher der Wettkampf rückt.

Eiskunstlauf als Thema hat mir gut gefallen. Zwar hatte ich zu den Namen der Sprünge und Drehungen nur vage Vorstellungen, die Atmosphäre auf dem Eis wird aber gut rübergebracht.

Die Handlung verläuft insgesamt sehr ruhig, langweilig wird es deswegen aber nicht. Ich fand es ebenso interessant, Lucys Entwicklung zu verfolgen wie auch die beginnende Annährung zu Jules.
Dabei war Jules für mich allerdings der spannendere Charakter und ich hätte mich über Szenen aus seiner Sicht gefreut. Der 25-jährige hat in der Vergangenheit bereits einiges erlebt und auch aktuell beschäftigen ihn viele Sorgen. Auch wenn Lucys Suche nach sich, ihren Zielen und ihrer Zukunft intensiv und nachvollziehbar dargestellt ist, ist es doch Jules Schicksal, dass der Geschichte für mich mehr Tiefe verliehen hat. Seine Situation sorgt für kleinere Wendungen, sowie sehr ernste, dramatische Momente.

Aber auch die Entwicklung der beiden, wie sie sich ganz zaghaft annähren, den anderen in ihr Leben lassen und sich nur zögerlich öffnen, habe ich gern verfolgt.
Aber obwohl ich die zwei wirklich niedlich zusammen finde, hat mir doch irgendwas gefehlt. Ein paar mehr Emotionen. Ein paar Überraschungen. Hin und wieder vielleicht auch ein wenig mehr Tempo.

Das offene Ende lässt viele Entwicklungen noch offen und ich freue mich auf jeden nächsten Band.

Abschließend gibt es aber einen Punkt in der Geschichte, der mir leider gar nicht gefällt: Lucy hat ein (...) Kaninchen. Die Beschreibungen von Haltung, Versorgung und Tierarztbehandlung stoßen mir an vielen Stellen auf, weil hier vieles leider nicht sehr tierorientiert – und in meinen Augen auch nur bedingt realistisch – abläuft. Lucy behandelt ihr Kaninchen wie ein Kuscheltier, dass sie sich schnappen kann, wann immer sie nähebedürftig ist… um nur einen Punkt zu nennen.

Eine kleine Unstimmigkeit empfand ich auch in Bezug auf Mika, den Bruder von Jules. Dieser wirkt auf mich sehr kindlich, obwohl er mindestens neun Jahre sein müsste. Vielleicht ergibt sich hier in Band 2 ein klareres Bild.

Fazit

Ruhig – so lässt sich das Buch am ehesten beschreiben. Trotz kleiner dramatischer Momente ist der Verlauf insgesamt sehr ruhig. Was grundsätzlich nicht schlecht ist, denn die langsame Annährung der Figuren ist toll. An manchen Stellen hätte ich mir aber doch etwas mehr gewünscht: mehr Emotionen, mehr Handlung, mehr Tempo. Lucy grübelt sehr viel, macht dabei im Verlauf aber auch eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Allerdings ist Jules für mich der interessantere Charakter, weswegen ich besonders gespannt bin, wie seine Geschichte weitergeht.