Rezension

Zwei Buben, die einander ähnlich sehen

Was dich nicht umbringt -

Was dich nicht umbringt
von Mark Billingham

Bewertet mit 3 Sternen

Der verschwundene Sohn

Zwei Mütter (befreundet) und ihre beiden Söhne (eng befreundet), beide alleinerziehend: Beide wohnen anscheinend nicht in 'High End' - Wohngebieten. Schwierige Lebensverhältnisse. Die zwei kleinen Jungs spielen auf einem Waldspielplatz, die Mütter sitzen im Hintergrund, unterhalten sich. Die beiden Jungs laufen in Wald, doch nur einer kehrt zurück und er spricht kein Wort, sitzt nur da und wirkt völlig abwesend. Die Suche nach dem verschwundenen Jungen namens Kieron beginnt. Er ist unauffindbar. Polizeibeamte durchkämmen den Wald, doch finden nichts. Die Kripo kommt dazu und nimmt ihre Ermittlungsarbeit auf. Der Vater des verschwundenen Bubs, Kieron, sitzt im Knast (Hochsicherheitstrakt) wegen schwerer Körperverletzung. Die andere Mutter (von Josh) hat massive Probleme, Alkohol, und klammert sich an ihren Sohn.

Es ist die Zeit einer europäischen Fußballmeisterschaft, die zu 99% männliche Kripo-Mannschaft murrt wegen den Fußballspielen, die sie nun nicht gucken können, weiß aber Kindersuche hat absolut Vorrang.

Der Krimi (kein Thriller - die, wurde mir vor kurzem beigebracht, sind rasend schnell und mit Tötungsarien, dagegen ist ein Krimi ein Roman, bei dem viel von der Ermittlungsarbeit gesprochen wird) spielt im Jahr 1996 in Großbritannien (zur Zeit von Premier John Major), wo noch wenige Überwachungskameras hingen. Die einzige Polizistin im Team fragt, ob es eine Überwachungskamera am Entführungsort gibt - es gibt keine (das wäre ja fast zu leicht, heute ist in UK ist alles großflächig abgedeckt, obwohl nicht an jedem Baum eine Überwachungskamera hängen kann).

Ein Krimi ist mir lieber, den es ist spannender die Ermittlungsarbeit zu verfolgen. Und das ist spannend, denn Tom Thorne beobachtet, ermittelt und erinnert sich an seinen schwersten Fall. Zwischen Tom Thorne und seinem schottischen Chef läuft es nicht so gut. Und Thorne hat Alpträume von dem früheren Fall, außerdem hat ihn seine Frau verlassen und er soll das gemeinsame Haus verkaufen. Die Scheidung läuft.

Tom Thorne (von Mark Billingham) ist ein Ermittler, den es schon seit 2001 gibt und der bereits in vielen Krimis seine Fälle löste, dieser Fall ‚Was dich nicht umbringt...‘, scheint ein Fall aus seiner Anfangszeit zu sein. Tom Thorne ist kein Karrieremann, er ermittelt, weil er den Menschen, die einem Verbrechen anheim fielen, helfen will (in diesem Fall dem verschwundenen Kind und der Mutter).

Anfänglich zog sich der Krimi hin, aber nahm dann rasant an Fahrt auf. Und die Ereignisse überschlugen sich, bis dann wieder eine Ruhephase begann, weil die Ermittlungen stecken geblieben waren … und plötzlich, Tom Thorne, der auch gerne auf seine Bauchgefühle hört (auch wenn das ihm sein dämlich Vorgesetzter gerne um die Ohren schlug) kombinierte und fühlte sich schuldig, weil er in seinen Ermittlungen etwas nicht untersuchte… Und mit einmal wird es dermaßen rasant, dass die Fetzen nur so fliegen… Mehr wird nicht verraten!

Interessant ist immer wieder die Perspektive der Mutter, wie es ihr geht, Gedanken, die Wut auf die Freundin (die hat nicht aufgepasst und die hat ihren Sohn noch, warum musste es ihr Sohn sein?)

Die unterschiedlichen Akteure im Roman sind sehr menschlich gezeichnet, die Mutter des verschwundenen Kindes natürlich völlig aufgelöst, vermisst den Jungen und klammert sich auch an ihren Freund und Vater des Jungen im Knast (zusätzliche Schwierigkeiten, kaum Telefonate möglich), dann ist da noch die Schwester des Vaters, Angie, die sich um die Mutter von Kieron kümmert. Die Mutter von Josh, dem anderen Jungen hingegen, kommt einem zuerst sehr schwach vor und gewinnt dann an Kraft, sie stellt sich sogar gegen ihren von ihr getrennt lebenden Gatten. Nur der kleine Josh, der leidet und wird immer unleidiger… hat er Probleme, braucht er einen Psychologen, leidet er unter der Trennung der Elten?

Es gibt einige 'rote Herringe', die ins Leere laufen, aber übel sind für die Beteiligten. Die Auflösung des Falles ist unglaublich. Könnte so auch in Realität passieren. Auch wenn es in der realen Welt ebenso unglaublich ist. Sind aber Verbrechen immer...

Ich werde mir mal andere Mark Billingham - Krimis anschauen. Dieser hat mich nicht so für das Thema eingenommen.