Rezension

Zwei schüchterne, stachelige Achtzehnjährige - leider passt der Ton nicht

36 Fragen an dich - Vicki Grant

36 Fragen an dich
von Vicki Grant

Bewertet mit 2 Sternen

Hildy ist die Hektik in Person und so kann nur ein tragischer Irrtum sie als Versuchsperson ans Psychologische Institut der Universität gebracht haben. Dort leitet der junge Doktorand Jeff ein Experiment, bei dem durch 36 sehr persönliche Fragen zwei Unbekannte einander näher kommen sollen. Intimität im digitalen Zeitalter, Fördern, Anstupsen, Verkuppeln, wie auch immer. Jeff jedenfalls, der leidenschaftliche Sammler von Actionfiguren, scheint selbst genau dieses winzige Anstupsen zu seinem Glück nötig zu haben. Obwohl die Probanden sich eigentlich unter einem Nickname gegenübertreten sollen, trifft die 18-jährige Hildy (Schwester eines jüngeren und eines älteren Bruders) ungetarnt im Gespräch auf Paul. Beide glauben, genau zu wissen, wen sie vor sich haben. Paul braucht dringend die 40$ Prämie, die die Teilnehmer erhalten, weil er arbeitslos ist. Hildy hakt im Gespräch immer wieder nach, entfernt sich endlos von den eigentlichen Fragen – und regt sich über Pauls vorschnelle Urteile auf. Beide verbergen ihre aktuellen Probleme so gut es geht und verraten im rhetorischen Scharmützel mehr über sich, als sie beabsichtigen. Was sich liebt, das neckt sich – dass es zwischen den gegensätzlichen Figuren doch noch funkt, liegt nahe. Irgendwie muss es mitten im Interview zum Eklat gekommen sein; denn in der nächsten Szene treffen wir Hildy mit Busenfreundin Xiu und platonischem homosexuellen Freund Max in einem Café an. Und da Paul seine 40$ noch nicht bekommen hat, kann die Geschichte hier noch nicht zu Ende sein. ...

Zwei schüchterne Achtzehnjährige, die ihr Interesse aneinander nur schwer hinter bissigen Dialogen verbergen können, ein Plot mit schnellen Dialogen und Textnachrichten – das könnte ungeheuer witzig sein. Leider wirkt der Plot unglaubwürdig und klischeehaft. Wo bleibt in der Handlung eigentlich Jeff, der theoretisch die Videoaufnahmen seiner Probanden überwachen müsste? Und warum müssen Figuren in Jugendromanen derart klischeehafte Eltern haben? In den englischen Dialogen könnte der Kontrast zwischen elitärem Geschwafel und übertriebener Jugendsprache tatsächlich witzig sein; in der Übersetzung wirkt die Sprache unnatürlich gestelzt und zu dicht am englischen Original, um sich flüssig lesen zu lassen.

Zitat
"… Hildy, aber ich habe ganz schwer das Gefühl, dass du die Wahrheit in dir selbst finden musst. Nur so wirst du sie auch glauben – und die Kraft finden, dein eigenes wunderschönes Eisschloss im Himmel zu bauen!" [Max, 18 Jahre]