Rezension

Absolute Leseempfehlung!

Und in mir der unbesiegbare Sommer - Ruta Sepetys

Und in mir der unbesiegbare Sommer
von Ruta Sepetys

Bewertet mit 5 Sternen

Litauen, 1941: es ist ein lauer Sommerabend, als die fünfzehnjährige Lina und ihre Familie von der sowjetischen Geheimpolizei abgeholt werden. Noch ahnen sie nicht, dass man sie – wie Zehntausende andere Balten auch – nach Sibirien deportieren wird. Von einem Tag auf den anderen ist ihr Leben bestimmt von unvorstellbarem menschlichen Leid, von Hunger, Krankheiten und furchtbarer Gewalt. Doch Lina fängt an zu zeichnen, in den Staub, auf jedes kleinste Stück Papier, das sie finden kann. Und sie verliebt sich in Andrius. Lina kämpft um ihr Leben und das ihrer Familie. Doch wird sie stark genug sein?

Ruta Sepetys ist mit Ihrem Erstlingswerk eine Geschichte gelungen, die aufwühlt und unter die Haut geht! Man wird sofort hineingesogen und sieht fassungslos zu, wie Lina, ihr Bruder Jonas und die Mutter eines Tages von der Geheimpolizei abgeholt werden. In diesem Moment ändert sich ihr aller Leben von Grund auf und niemand weiss, wo es hinführt. Die einzige, die zunächst einen kühlen Kopf bewahrt, ist ihre Mutter. Seit geraumer Zeit hat sie die Familie heimlich auf diesen Tag vorbereitet. Doch in dieser Nacht werden sie zusammen mit vielen anderen auf einem Bahnsteig in Vilnius in Viehwaggons gepfercht. Ihr Vater wurde bereits auf der Arbeit verhaftet und befindet sich auch dort – irgendwo.

Unterwegs müssen sie einiges über sich ergehen lassen. Die Gefangenen werden misshandelt, manchmal auch grundlos getötet. All das Grauen müssen Lina (15) und ihr jüngerer Bruder mitansehen. Wochenlang werden sie in den Viehwaggons quer durch Russland transportiert. Das Ziel ihrer Reise ist zunächst eine Arbeitslager im Altai in Sibirien. Dort müssen sie unter noch unwürdigeren Bedingungen hart arbeiten und versuchen zu überleben.

Einzig die Freundschaft zu Anrius, die sich ganz langsam in Liebe verwandelt, und die Hoffnung eines Tages ihren Vater wiederzusehen, helfen Lina am Leben zu bleiben. Sie, selbst fast noch ein Kind, hilft der Familie und sogar Fremden beim Überleben. Bewundernswert finde ich in diesem Zusammenhang ihre Mutter, die die Dinge in ihrer Gesamtheit sieht und nicht nur durch ihre Russischkenntnisse, den anderen berichten kann, was vor sich geht, sondern auch Hand anlegt und überlegte Entscheidungen treffen kann.

Lina fängt indes an zu zeichnen und schickt geheime Botschaften an ihren Vater, der, so glaubt sie, die Familie befreien kann.

Eines Tages wird ein Teil der Gruppe weiter deportiert nach Trofimowsk in die Polarregion. Linas Familie ist unter dieser Gruppe, doch muss sie sich von Andruis trennen, der im Lager zurückbleibt. Dort angekommen sollen die Gefangenen ein neues Lager bauen und auch wenn es nicht möglich erscheint, unter noch unwürdigeren Bedingungen versuchen zu überleben. Doch die harte Zeit im Arbeitslager hat sie nicht darauf vorbereitet, was es heisst, am Polarkreis zu (über)leben…

Derartige Geschichten kennen wir aus der eigenen dunklen Vergangenheit, um so erschütternder ist diese Geschichte aus einem anderen Teil der Welt, die gut recherchiert zu sein scheint. Ich muss zugeben, ich habe vorher nicht viel gewusst darüber.

Rutab Sepetys erzählt die Geschichte in einer eindrucksvollen, und doch für Jugendliche verständlichen Sprache. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang mit Sicherheit auch die wundervolle Aufmachung mit Übersichtskarten der Reise.

Für mich ist dieses Buch ein wahrer Schatz, den ich jedem nur empfehlen kann.