Rezension

Absolute Leseempfehlung! Sind wir nicht alle ein bisschen Charlotte?!

Liebe geht immer - Myriam Klatt

Liebe geht immer
von Myriam Klatt

Bewertet mit 5 Sternen

Absolute Leseempfehlung! Sind wir nicht alle ein bisschen Charlotte?!

Autorin:
Myriam Klatt wurde 1984 in Düsseldorf geboren. Nach ihrem Studium in Literatur und Politik arbeitete die Journalistin zunächst als TV-Reporterin. Heute lebt sie als freie Redakteurin und Autorin in Berlin. Nach einem 6-monatigem Südamerika-Trip arbeitet sie nun an ihrem zweiten Roman.

Handlung:
Charlotte hat fast alles im Leben, was sie sich wünscht: einen Job als Redakteurin bei einem TV-Sender, einen tollen Freund, der zudem noch ihr Chef ist und eigentlich ein ganz angenehmes Leben. Fehlt nur noch der Traumjob als Moderatorin – doch anstatt diesem Job, der gerade bei IHREM Sender vakant ist, serviert ihr Freund ihr knallhart die Kündigung, garniert mit der Aussage, dass sie für einen Moderationsjob ohnehin zu dick sei und er stattdessen eine hübsche, bekannte Moderatorin einstellt. Charlotte kündigt im Gegenzug die Beziehung, findet einen neuen Job bei einem Online-TV-Sender und beginnt ein straffes Selbstoptimierungsprogramm mit Coaching, Diät, Sport und Verzicht. Ausgerechnet in dieser Zeit lernt sie bei einer Reportage den Koch Lars kennen, der ihr nicht nur mit seinem leckeren Essen den Kopf verdreht. Aber ab wann ist man eigentlich optimal – und für wen oder was?

Fazit:
Auf dem Cover ist ein Papageien-Pärchen („Die Unzertrennlichen“) zu sehen, das auf dem Buchstaben des Titels sitzt – der Hintergrund ist korallenfarben mit gelben Erdbeeren, Orangenscheiben und Bonbons. Hat jetzt nicht direkt etwas mit der Geschichte zu tun, sieht aber hübsch aus.
Die Geschichte ist auf 319 Seiten mit 15 Kapiteln verteilt; das Schriftbild normal groß und angenehm lesbar – die Leselänge der Kapitel fand ich persönlich teilweise etwas zu lang. Jedes Kapitel endet mit einigen von Dr. Hagenbecks Selbsthilfe-Tipps – wer wissen will, was damit auf sich hat, muss das Buch lesen.
Myriam Klatt ist eine Followerin meines Blogs und als ich gelesen habe, dass sie einen Frauen-Roman veröffentlicht, ist dieser dann bei der Durchsicht der Verlagsvorschau – nachdem mir der Klappentext auch gleich zugesagt hat – auf meiner Wunschliste gelandet.
Die Story spielt in Berlin-Kreuzberg im hippen TV-Umfeld. Der Schreibstil der Autorin hat mir von der ersten Seite an gefallen und die Charaktere sind liebenswürdig entwickelt – von den drei Antagonisten, die die Geschichte erst noch richtig spannend machen, mal abgesehen – so wie es eben sein muss. Man schließt die Mitwirkenden wirklich fast alle gleich ins Herz – besonders Charlottes beste Freundin, die esoterisch-angehauchte Yoga-Lehrerin Matilda, die liebenswerte und weise alte Nachbarin Frau Mai, Charlottes neuer Chef Adrian, der einfach ein gestörtes Verhältnis zu Sprichworten hat und natürlich noch einige andere. Und dann natürlich Charlotte: Eine herrlich normale, lebensechte Protagonistin, die man gleich ins Herz schließt und sich gern im eigenen Freundeskreis wünscht. Innerhalb der Geschichte kommt ganz viel Humor zum Zuge, ebenso auch Parts, die zum Nachdenken anregen, denn der Tenor ist: „Liebe Dich selbst – und zwar nicht erst dann, wenn Du meinst, optimal zu sein! Andere lieben Dich genau deshalb, weil Du es vielleicht nicht bist!“
Parallel zu diesem Roman habe ich „Fuck Beauty! – Warum uns der Wunsch nach makelloser Schönheit unglücklich macht und was wir dagegen tun können“ von Nunu Kaller gelesen, wo eben das gleiche Thema mehr als Sachbuch bzw. Erfahrungsbericht behandelt wird. Und das hat super gepasst.
Der Roman von Myriam Klatt hat mich bestens unterhalten, zum Nachdenken angeregt und am Schluss mit einem zufriedenen Seufzer zurückgelassen, weil so ein bisschen Charlotte wirklich in jedem von uns steckt und ich auch selbst die Erfahrung gemacht habe, dass glücklich sein am Ende nicht vom Gewicht abhängt und man auch mit vielen Kilos weniger immer noch die gleichen Probleme mit sich herumträgt. Man sollte im Hier und Jetzt leben und das lieben und schätzen, was man hat und nicht, was man sein könnte – eben weil man oft den falschen Idealen hinterher hechelt, sich verbiegt für andere, anstatt man selbst und individuell zu sein.
Ich hoffe, dass diese weise Ansicht bei der Lektüre dieses Romans auch vielleicht bei einigen anderen wachgerüttelt wird.
Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass der Roman auffallend viele Schreibfehler enthielt – und damit meine ich keine 2 bis 5, sondern deutlich mehr – die hätten eigentlich im Lektorat auffallen sollen.
Ansonsten hat mich der Debüt-Roman von Myriam Klatt vollkommen überzeugt und begeistert, weil er alles hat, was ein guter Frauenroman so braucht, um glücklich zu machen.
Absolute Leseempfehlung mit 5***** Sternen – ich würde gerne mehr solche tollen Romane lesen.