Rezension

Ahnhem überspannt den Bogen

Meeressarg -

Meeressarg
von Stefan Ahnhem

Bewertet mit 3 Sternen

Bösewichte haben in Krimis/Thrillern Hochkonjunktur, aber selten reizt ein Autor das Thema so aus wie Schwede Stefan Ahnhem. Sechs Bände gibt es mittlerweile, in denen das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Kim Sleizner, Fabian Risk und Dunja Hougard wesentlicher Bestandteil der Handlung ist. In „Meeressarg“, dem aktuellen und (hoffentlich) letzten Band der Reihe, überspannt Ahnhem allerdings den Bogen und überstrapaziert die Geduld seiner Leser*innen auf 504 Seiten über das erträgliche Maß hinaus.

Es gibt drei Eckpunkte der Handlung:

1) Eine männliche und eine weibliche Leiche werden samt Auto aus dem Hafenbecken geborgen. Die Identität des Mannes ist rasch geklärt, es ist der Leiter des dänischen Nachrichtendienstes, bei der Frau vermuten die ermittelnden Beamten, dass es sich um eine Prostituierte handelt.

2) Theodor, Fabian Risks Sohn, hat in der Untersuchungshaft Selbstmord begangen. Die Umstände sind mehr als dubios und lassen Risk an den offiziellen Darstellungen zweifeln, weshalb er seine eigene Ermittlung startet.

3) Die ehemalige Ermittlerin Dunja Hougard ist auf dem Kriegspfad, und der Gegner ist wie gewohnt ihr ehemaliger Chef Kim Sleizner. Sie möchte ihn entlarven, aus dem Spiel nehmen, sein schändliches Verhalten öffentlich machen und überwacht deshalb mit Hilfe zweier IT-Nerds jeden seiner Schritte.

Die Punkte 1 und 2 werden eher en passant abgehandelt, im Zentrum steht ganz klar das Duell zwischen Dunja und Sleizner. Letzterer gedeckt von einem mächtigen Netzwerk, dessen Mitglieder aus den obersten Etagen von Politik und Polizei dafür sorgen, dass er sein kriminelles Treiben ungehindert fortsetzen kann. Ein mächtiger Gegner, der Dunja und ihren Helfern alles abverlangt.

Gerade im Mittelteil, der sich überwiegend auf die Überwachung konzentriert, an der wir in aller Ausführlichkeit teilhaben müssen, zieht sich die Story extrem in die Länge. Spannung Fehlanzeige, man wünscht sich im Gegenteil sehnlichst das Ende herbei. Und der Showdown am Schluss…geschenkt.