Rezension

"Alles Tofu, oder was?" von Ellen Berg

Alles Tofu, oder was? - Ellen Berg

Alles Tofu, oder was?
von Ellen Berg

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Ellen Berg-Rezensionen gehen in die nächste Runde. Mit Alles Tofu, oder was? beschäftigt sich die Autorin mit einem hochaktuellen Thema. Fleischlose und nachhaltige Ernährung spielt heutzutage eine immer größere Rolle. Somit bin ich doch schon wieder von Frau Berg begeistert, da sie damit auch am Zahn der Zeit ist. Ich als Fleischfresser war da anfangs etwas skeptisch, ob ich mit dieser Geschichte etwas anfangen kann, aber letztlich bin ich auch dieses Mal wieder froh, dass ich das Buch zur Hand genommen habe.

Der Inhalt

Für Dana kommt’s dicke: Erst lässt sie ihr Freund Paul nach einem völlig verunglückten romantischen Dinner sitzen. Dann zieht ihr nörgeliger Vater bei ihr ein und raubt ihr den letzten Nerv. Auch ihr Plan, die Gäste ihres kleinen Bistros mit veganer Kost zu beglücken, schlägt fehl, selbst ihr Koch Hung Tai hält Danas Essen für einen Anschlag auf den guten Geschmack. Allein ihr Stammgast Philipp lässt sich nicht abschrecken und stochert sich tapfer durch Tofu-Algen-Ragout und Seitan-Schnitzel. Zugleich nehmen die Schikanen der fiesen Maklerin Müller-Mertens überhand, die es auf das Haus mit Danas Restaurant abgesehen hat. Doch dann entdeckt Dana die besänftigende Wirkung eines veganen Liebesmenüs und beschließt, um ihre Existenz zu kämpfen. Dabei erweist sich ausgerechnet ihr fleischliebender Vater als große Unterstützung. Womit Dana jedoch am allerwenigsten gerechnet hat: Ganz unverhofft steht ihr Herz in Flammen. [ Quelle: Aufbau ]

Die Geschichte

Dana steckt in einer handfesten Krise fest. Ihr Freund hat sie verlassen, nachdem ihm Danas alternativer Lebensstil einfach viel zu sehr auf die Nerven gegangen ist. Ihr verganes Restaurant wird eher belächelt, anstatt besucht. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, kommt es dann so richtig knüppeldick. Ihr Vater zieht bei ihr ein, ihre Wohnung wird gekündigt und auch das Restaurant soll sie schließen. Damit muss man erst einmal fertig werden.

Alles Tofu, oder was? kommt als typisches Ellen Berg-Buch daher. Eine Frau über Dreißig, die in einer handfesten Krise steckt und weder ein noch aus weiß. Die Ereignisse beginnen schnell, sich zu überschlagen. Daher ist das Tempo des Buches zu Anfang auch wirklich recht rasant. Zu Beginn dachte ich noch, dass diese Geschwindigkeit nie im Leben aufrechterhalten werden kann, aber Frau Berg hat mich mal wieder eines Besseren belehrt. Die ganze Story wurde nicht ein einziges Mal langweilig oder langwierig. Immer wenn man als Leser gerade denkt, jetzt flaut der Spannungsbogen ab, kommt die Geschichte wieder mit einer weiteren Überraschung ums Eck.

Die Charaktere

Meiner Meinung nach war Dana ein recht schwieriger Charakter. Sie lebt ihre vegane und nachhaltige Einstellung und zwar in allen Lebenslagen. Selbst ihre kleine Tochter, die gerade mal im Kindergarten ist, muss die Lebenseinstellung ihrer Mutter teilen. Und eine 6-Jährige von Eis und Würstchen fernzuhalten, ist ungefähr so schwer wie mich von Chips. Sogar die Dackeldame wird kurzfristig auf fleischlose Kost gesetzt. Dadurch scheint sie lange Zeit wirklich etwas phanatisch. Sie schaut nicht rechts, nicht links, sondern geht straight ihren eigenen Weg und will daneben auch keine andere Meinung wissen. Einerseits ist soviel Einsatz für seine Überzeugung bewundernswert, doch auf der anderen Seite kann man damit eben nicht „Everybodys Darling“ sein. An vielen Stellen hatte auch ich Schwierigkeiten, Danas Handlungen noch gut zu heißen.

Dagegen war ich wieder einmal total angetan von den Nebencharakteren. Ein kleines bisschen verliebt bin ich ja in Danas Vater gewesen, also im platonischen Sinne. Der ist nämlich einer von der Sorte „hart, aber herzlich“. Er ist nicht ganz einfach, aber wenn man als Leser mit ihm warm geworden ist, dann sieht man auch hinter die harte Schale.

Und richtig gefeiert habe ich den erneuten Auftritt von Eddy. Dieser spielt die männliche Hauptrolle in Mach mir den Garten, Liebling und tauchte auch bereits in anderen Berg-Büchern immer wieder auf. Und als Besitzer eines umweltfreundlichen Öko-Lebensmittelladens passt er in dieses Buch wie die Faust aufs Auge. Diese Verknüpfung von Charakteren aus den unterschiedlichsten Büchern habe ich bereits in vergangenen Rezensionen gelobt und je öfter ich diesem Umstand begegne, desto toller finde ich ihn.

Der Schreibstil

Hach, was gibt es über Ellen Bergs Schreibstil noch zu sagen, was ich nicht schon in meinen anderen Rezensionen gesagt habe. Ich liebe die Art und Weise, wie sie ihre Geschichten erzählt. Sie mischt Lustiges mit Dramatischem, sie bringt ihre Leser gleichermaßen zum Lachen wie zum Weinen. Und so eine kleine Message lässt sich eigentlich auch immer wieder zwischen den Zeilen finden.

Vom Aufbau des Buches her war ich allerdings ein bisschen enttäuscht. Allerdings handelt es sich hier vor allem um meine ganz persönliche Vorliebe für nicht allzu lange Kapitel. Mir gefällt es immer besser, wenn die einzelnen Abschnitte eine überschaubare Seitenzahl aufweisen, das hält auch die Aufmerksamkeit eher aufrecht. Auch der ein oder andere Cliffhanger zwischen den einzelnen Kapiteln rüttelt meist den Leser wieder etwas auf, aber wie gesagt: das ist nur meine ganz persönliche Vorliebe.

Das Ende

Obwohl es noch gar nicht so lange her ist, dass ich das Buch gelesen hab, hab ich das Ende nur noch schwammig in Erinnerung. Ich weiß allerdings noch, dass mir das Ganze etwas zu sehr gekünstelt und zu sehr nach „Friede, Freude, Eierkuchen“ aufgestoßen hat. Zwar war ja schon klar, dass die Story ein gutes Ende nimmt, aber irgendwie wurde das alles zu sehr zurecht gebogen, damit alle Enden nachher miteinander zusammenlaufen. Manchmal sind ein paar Ecken und Kanten auch ganz nett.

Mein Fazit

Bis auf das zu runde Ende, konnte Alles Tofu, oder was? mich wieder unglaulich gut unterhalten. Mir Ernährung, Kochen und Essen hat es Frau Berg ja ohnehin, dieses Mal arbeitet sie auch den veganene Lebensstil mit ein. Auch wenn mich die Protagonistin dieses Mal nicht zu 100 Prozent überzeugen konnte, haben es mir doch wieder einmal die Nebencharaktere angetan. Wieder einmal ein wunderbarer Zeitvertreib!