Rezension

Zu viele Stereotypen, hatte mir mehr erwartet

Alles Tofu, oder was? - Ellen Berg

Alles Tofu, oder was?
von Ellen Berg

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:

Dana ist konsequente Veganerin aus Überzeugung. Zusammen mit ihrem vietnamesischen Koch Hung Tai betreibt sie ein veganes Bistro, das jedoch nicht allzu stark frequentiert wird, da niemand veganes Essen zu schätzen scheint. Auch Macho-Freund Paul möchte nicht auf sein geliebtes Fleisch verzichten, und da ihm dies von Dana in mehrerlei Hinsicht verweigert wird, verlässt er sie und ihre Tochter Leonie kurzerhand. Doch Dana bleibt nicht lange männerlos, denn Hals über Kopf und gegen ihren Willen zieht Danas anstrengender Vater bei ihr ein, der sich frisch von Danas Mutter getrennt hat.

Als ob das alles nicht schon anstrengend genug wäre, erfährt Dana, dass ihr Bistro einem modernen Gebäudekomplex weichen soll. Um nicht ihre Existenz zu verlieren, kämpft sie von nun an um jeden Gast - zum Glück erfindet Hung Tai ein zauberhaftes veganes Liebesmenü, das die Gäste scharenweise anlockt. Doch die Tage des Bistros sind gezählt, denn die Immobilienfirma Pro Domo kämpft mit unfairen Mitteln, um Dana aus dem Gebäude zu vertreiben.

 

Meine Meinung:

Von Ellen Berg habe ich bislang "Zur Hölle mit Seniorentellern" gelesen, das ich eher mittelmäßig fand. Generell klingen ihre Bücher aber recht amüsant, weshalb ich diesen Roman sofort auf meine Wunschliste setzte, zumal das Thema "Veganismus" topaktuell ist und ich es irgendwie amüsant fand, dass es in ihrem neuen Roman verarbeitet wird.

Leider hat mir "Alles Tofu, oder was?" nur mäßig gefallen. Der Hauptgrund dafür ist definitiv die Protagonistin Dana. Sie ging mir einfach nur unendlich auf die Nerven! Generell habe ich viel Respekt für Menschen, die konsequent vegetarisch oder gar vegan leben. Aber Dana ist nicht nur eine Hardcore-Veganerin par excellence, sie ist eine unnachgiebige Missionarin, die zwar denkt, dass alle Anderen, die nicht vegan leben, totale Monster sind, aber selbst ein regelrechter Ernährungsterrorist ist. So lebt sie nicht nur selbst vegan, sondern zwingt auch ihre kleine Tochter Leonie und sogar den heimischen Dackel zum Veganismus, was die beiden natürlich gar nicht gut finden. Nicht-Veganer werden konsequent von ihr beschimpft. 

Außerdem richtet sie ihr Leben nach dem Mondkalender und öffnet generell keine offiziellen Briefe, was als selbstständige Geschäftsfrau natürlich eine sehr intelligente und verantwortungsvolle Einstellung ist... So erfährt sie erst kurz vor knapp von dem Abriss ihres Bistros. Eigentlich selbst schuld, muss ich da sagen! Sie schlurft zudem ökologisch wertvoll, aber ziemlich trutschig durch die Gegend herum, aber trotzdem schafft sie es, dass alle Männer ihr sofort verfallen, wofür zum Glück eine schlanke Figur und lange blonde Haare reichen.

Ja, ich weiß, in solch humorvollen Büchern wird gerne auf Stereotypen zurückgegriffen. Aber neben Dana als Ökoterroristin gibt es noch den schmierigen, materialistischen und notgeilen Anwalt, die intrigante Barbie-Puppe, den unscheinbaren stillen Helden, den besten Freund, der unglücklich in Dana verliebt ist, und dann noch den vietnamesischen, kinderreichen Koch, der an und für sich ja ganz putzig ist, mir aber irgendwann mit seinen im Überfluss und in schlechtem Akzent vorgetragenenen tollen Weisheiten total auf den Keks ging. Und natürlich gibt es - zumindest in der ersten Hälfte des Buches - nur die leidenschaftlichen Fleischfresser auf der einen Seite, die veganes Essen zum Kotzen finden, oder die Hardcover-Veganer auf der anderen Seite. Dass es vielleicht auch Leute dazwischen gibt, war erst denkbar, nachdem Dana und Hung Tai ihr absolut perfektes und magisch wirkendes veganes Menü zaubern. 

Irgendwie waren mir das zu viele Stereotypen auf einem Haufen. Wirklich gefallen haben mir eigentlich nur Danas Vater, der zwar mit seinen lehrerhaften Vorträgen anstrengend, aber dennoch amüsant war, sowie Leonies Kindergärtnerin. Und Paul, Danas Ex-Freund, durfte sich auch immerhin vom aufgepumpten Oberekel, bei dem man sich fragt, wie Dana überhaupt zwei Jahre mit so jemandem verbringen konnte, zum gemäßigten Macho mit weichem Kern entwickeln. 

Sogar eine Figur aus "Zur Hölle mit Seniorentellern" durfte hier noch einen kleinen Gastauftritt hinlegen. Eine Idee, die ich generell sehr gut fand, aber die Gründe, wieso diese Figur plötzlich (wieder) in der Stadt auftaucht, waren arg an den Haaren herbeigezogen, und einen wirklichen Mehrwert hatte das auch nicht für die Geschichte.

Die Story war ganz nett, aber trat manchmal etwas auf der Stelle. Es wird von der einen Seite intrigiert und von der anderen Seite zurückgeschossen. Immerhin muss man Danas Durchhaltevermögen loben, ich hätte entweder an ihrer Stelle aufgegeben oder diverse Leute tätlich angegriffen... 

Ellen Bergs Schreibstil ist sehr locker, humorvoll und lässt sich leicht lesen. "Alles Tofu, oder was?" ist ein kurzweiliger Roman, der schnell weggelesen ist, der für meinen Geschmack aber einfach zu viele Stereotypen auffährt und mir deshalb nicht so viel Spaß gemacht hat, wie ich es vom Klappentext erwartet hätte.