Rezension

Alte Alice-Neue Alice-Tote Alice

Wer war Alice
von T. R. Richmond

Meine Meinung
Eigentlich hat mich das Buch nicht von Anfang an interessiert. Ein Thriller, der nur aus Mails, Twitter- Facebook-Postings und Tagebucheinträgen besteht, wollte ich nicht lesen. Doch, egal wo ich hingegangen bin, habe ich dieses super-tolle Cover entdeckt. Wenn ein Cover soooo schön ist, muss nicht dann auch der Inhalt passen? Ich habe es einfach mal gewagt.
Als erstes hatte mich die düstere Atmosphäre in der Geschichte gepackt. Keiner schien irgendwie glücklich zu sein. Alkohol floss in Strömen. Die Autorin hat sich bei den Zeitsträngen von 2001-2012 richtig ausgetobt; was ihr gut gelungen ist und der Story zusätzliche Spannung eingehaucht hat.
Von Alice konnte ich mir von Anfang an ein genaues Bild machen, was mit Sicherheit auch der Abbildung auf dem Cover geschuldet ist. Man sieht ein blasses, zartes Gesicht. Es erscheint einem lebendig. Als ob Alice schlafen würde.
Alice hatte auf mich einen sensiblen Eindruck gemacht. Ich konnte ihre Unsicherheiten nicht verstehen. Die intelligente junge Frau hatte beruflich einiges erreicht, war bei Freunden beliebt. Beruflich hat sich die Journalistin erfolgreich auf Verbrechen spezialisiert. Bei der Liebe hatte sie nicht immer einen Glücksgriff.  Die Frage, ob sie freiwillig bei winterlichen Temperaturen in den Fluss gesprungen war, ließ mich durch die Seiten rasen.
Jeremy Cooke war mir von Anfang an nicht ganz geheuer. Seine Selbstverliebtheit kannte keine Grenzen. Auf den Professor in Antrophologie passte der Spruch: >>Genie und Wahnsinn liegen oft dicht beieinander.<<
Seine Besessenheit von Alice, (vor allem nach ihrem Tod) kannte keine Grenzen. Er sammelte alle Informationen im Netz, um über Alice ein Buch zu schreiben. Ich war gespannt, was von dem Professor ans Tageslicht kommen würde.
Die Frage ob sich Alice umgebracht hatte oder ob es ein Unfall war, zieht sich durch die ganze Geschichte. Mal hatte ich ihren Exfreund Luke in Verdacht, mal ihren Freund Ben. Auch Jeremy Cooke traute ich einen Mord zu. 
Alice deckte, kurz vor ihrem Tod, ein Geheimnis ihrer Mutter auf. Ihre beste Freundin Megan konnte sie nicht erreichen. Jede Mail blieb unbeantwortet. 
Per Internet waren alle Mutmaßungen über Alices Tod zu verfolgen. Die Journalistin hatte nach ihrem Ableben  selber für Schlagzeilen gesorgt. 
Fazit
Alice war eine junge Frau, die all ihre Gefühle in einem Tagebuch verewigte. Ihr Tod hatte ihre Angehörigen und Freunde ratlos zurückgelassen. In der Geschichte kommt sehr deutlich zur Geltung, dass unser Leben sich zu einem sehr großen Teil via Internet abspielt. Kaum einer ist noch zu 100% anonym. Zu Zeiten von Facebook und Co ist dies auch kaum mehr möglich; es sei denn man besitzt weder Handy noch PC! 
Besonders der Alkohol-  und Drogenkonsum spielte in diesem Fall eine große Rolle. 
Meine Bedenken, dass das Buch nur Mails, Briefe und Blogeinträge beinhaltet, haben sich beim Lesen in Luft aufgelöst. Alles geschieht in einer wunderbaren Sprache und schönen Zitaten. >>Eine Lüge ist um die halbe Welt, ehe die Wahrheit die Stiefel anhat.<< (Seite 431)
An Lügen mangelte es in diesem Thriller wahrlich nicht. Ob mir das Ende gefallen hat? Es hat mich verärgert! Warum bin ich nicht selber darauf gekommen?
Danke T.R. Richmond
Absolute Empfehlung von mir und 5 Sterne