Rezension

Ein Roman der vor allem durch seine Erzählweise in Form von Emails, SMS oder auch Blog- und Tagebucheinträgen punktet

Wer war Alice
von T. R. Richmond

Bewertet mit 4 Sternen

Die Meinungen über dieses Buch gehen ja doch stark auseinander, daher war ich sehr gespannt wie es mir gefallen würde.
Ich war ganz überrascht über den Aufbau dieses Buches. Denn es ist nicht wie so oft, wie ein ganz normaler Roman gehalten.
Es sind eher alles Einträge aus verschiedenen Zeitebenen. Sprich Tweets, Facebookeinträge, Briefauszüge oder aber auch Tagebucheinträge von Alice. Natürlich gibt es daneben auch noch SMS und Nachrichten der Voicemail.
Dieses Buch beschäftigt sich damit, wer Alice eigentlich war.
Anfangs erschien mir alles noch etwas wirr.
Alice ist kompliziert, ich konnte erst nach und nach ein Draht zu ihr aufbauen.
Aber sie erschien mir sogleich ziemlich traurig, einsam, depressiv und doch ziemlich extravagant.
Man lernt Alice mithilfe ihrer Mitmenschen kennen.
So führt z.b. ihre beste Freundin Megan nach ihrem Tod einen Blog, der sich mit Alice´ Tod beschäftigt.
Aber man erfährt auch noch einiges über ihre Familiengeschichte, die mich doch ziemlich erschüttert und aufgewühlt hat.
Wer mir immer wieder Rätsel aufgab, war Professor Jeremy Cooke. Mir war nicht ganz klar, worauf das Ganze hinausläuft und wie weit er da mit drinsteckt.
Doch nach und nach kristallisierte sich langsam ein Bild heraus.
Auch wenn man sich ein recht gutes Bild von Alice machen kann, so erfährt man gleichzeitig doch viel zu wenig von ihr.
Dennoch hat sie mich auf ihre eigene Art und Weise berührt und gefesselt.
Ihre Traurigkeit hat auch mich runtergezogen. Auch ihre Depressionen waren sehr gut spürbar für mich.
Das ganze Geschehen ist durchzogen von Wut und Verzweiflung, daß macht das Ganze sehr drückend und das spürt man auch.
Dennoch fand ich es überaus interessant und facettenreich, auch wenn sich mitunter ein paar Längen einschleichen.
Die Abgründigkeit die hinter all dem steckt, nimmt immer klarere Formen an und das Grauen macht sich einfach bemerkbar.
Interessant fand ich wie gut die Mitmenschen eigentlich Alice kannten.
Da stellte sich mir unweigerlich die Frage, ob man den Menschen nur das zeigt, was sie sehen wollen.
Auch wenn man denken könnte es wäre alles vorhersehbar, ja auch ich hatte meine Verdächtigen.
So war es das dann doch nicht.
Die Autorin wartet hier mit einer Wendung auf, die mich wirklich entsetzt und erschüttert hat.
Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Schlussendlich finde ich es ein sehr gelungenes Werk, das nicht durch atemlose Spannung punktet. Viel mehr ist es sehr eindringlich, emotional und mit einer Ruhe gezeichnet, die das Ganze umso fesselnder macht.

Das Buch ist in 6 Teile gegliedert, die einzelnen Kapitel sind normal gehalten.
Die Charaktere sind recht gut gezeichnet, so das man sich ein gutes Bild machen konnte.
Es hätte jedoch gern noch etwas tiefgründiger sein dürfen, für mich blieben einfach noch Fragen offen, was ich doch recht schade fand.
Der Schreibstil der Autorin ist leicht und stark einnehmend, aber auch mitreißend  gehalten .
Das Cover und der Titel passen gut zum Buch.

Fazit:
Ein Roman der vor allem durch seine Erzählweise in Form von Emails, SMS oder auch Blog- und Tagebucheinträgen punktet.
Die Geschichte ist sehr vielschichtig und eindringlich gehalten.
Es hat mich ergriffen, die düstere und drückende Atmosphäre drückt genau das aus, worum es bei Alice geht.
Ich denke, entweder mag man dieses Buch oder nicht. Ich mag es definitiv.
Eine klare Leseempfehlung.
Ich vergebe 4 von 5 Punkten, weil es noch Schwachstellen aufweist.