Rezension

Ambitionierter Polizeikrimi

Abbey Road Murder Song - William Shaw

Abbey Road Murder Song
von William Shaw

Bewertet mit 4 Sternen

Der eher schweigsame Sergeant „Paddy“ Breen, Sohn einer irischen Einwandererfamilie, untersucht einen Mord an einem 17 jährigen Mädchen in London 1968. Breen ist zwar erst Anfang 30, wirkt aber sehr viel älter. Mit der 68er Generation und deren Musik hat er nicht viel am Hut. Die letzten Jahre, Monate hat er sich um seinen kranken Vater gekümmert, der nun kürzlich verstorben ist. Von den Kollegen wird er nicht (mehr) gemocht, da er sich die letzte Zeit zurückgezogen hat und einen Kollegen im Dienst im Stich liess. Trotz dieses Vorfalls ist Breen ein sehr gewissenhafter Mensch mit dem Herz am rechten Fleck.
Breen wird eine junge Kollegin, Helen Tozer zugeteilt. Bislang ist es noch ungewöhnlich, Frauen im aktiven Polizeidienst zu haben. Tozer muss sich unter den Kollegen behaupten. Sie redet jedoch sehr viel, wirkt vorlaut und selbst als Leser war ich mehrfach genervt von ihr.
Die beiden raufen sich jedoch zusammen und entschlüsseln Stück für Stück den Mord.

Die Arbeit an dem Mordfall ist eingebettet in die Schilderung der damaligen Zeit. So lesen wir von Mädchen, die ihre Freizeit vor dem Haus ihres Lieblingsbeatles verbringen, Vietnamdemos vor der amerikanischen Botschaft und Hippies, die überall anzutreffen sind. Es macht Spaß die recht realistisch wirkenden Beschreibungen zu lesen. Der Autor schafft es, ein breites und buntes, von Widersprüchen geprägtes Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Gleichzeitig zeigt er dabei politische und gesellschaftliche Phänomene auf, die auch in der heutigen Zeit aktuell sind. So behandelt er Themen wie Probleme von Einwanderern, Rassismus, Folgen der nigerianischen Kolonialpolitik Großbritanniens; das Vordringen von Frauen in traditionelle Männerberufe, den Kampf um Gleichberechtigung; Homophobie; Korruption und noch vieles anderes mehr.

Ich persönlich mag Krimis, in denen nicht nur der Mordfall im Mittelpunkt steht, sondern auch gesellschaftspolitische Problematiken. Daher hat mir „Abbey Road Murder Song“ sehr gut gefallen. Stilistisch ist der Krimi hier und da etwas eckig und kantig, auch die Menschen untereinander gehen etwas rauh miteinander um, und doch ist die Geschichte meist flüssig, spannend und mit Sympathie für die Figuren zu lesen.
Trotzdem ziehe ich einen Stern ab, da mich an manchen Stellen die Dialoge etwas langweilten und der Mordfall an sich bzw. die Struktur des Krimis, etwas vorhersehbar waren und wenig Besonderheiten zeigten.