Rezension

Aschenputtel reloaded – oder: wie ein Märchen durchschnittlich werden kann…

Ash, englische Ausgabe - Malinda Lo

Ash, englische Ausgabe
von Malinda Lo

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext:

„Als Ashs Vater stirbt, beginnt ihre Stiefmutter, sie wie eine Sklavin zu behandeln. Wann immer Ash entkommen kann, schleicht sie sich in die Wälder – denn dort, so heißt es, suchen Feenmänner nach Frauen, die sie als ihre Geliebten entführen können. Und obwohl dies ihren Tod bedeuten würde, erscheint es Ash besser als das Leben, zu dem sie verdammt zu sein scheint. Doch dann ändert sich alles, als der Königssohn beginnt, Brautschau zu halten, und sein Hofstaat in Ashs Dorf kommt …“

Gestaltung:

Das Cover passt zum Titel, da die Hauptfarbe grau ist, wie Asche (Ash) auch grau ist. Aber ansonsten…ich verstehe nicht, was diese Pose des Mädchens bedeuten soll. Zum Inhalt kann ich da jedenfalls keine Verbindung ziehen…und auch sonst sticht das Cover nicht besonders ins Auge. Das Format dieses gebundenen Buches hingegen schon eher. Es ist sehr klein und schön handlich für eine gebundene Ausgabe.

Meine Meinung:

„Ash“ ist für mich eher ein „Durchschnittsbuch“. Die Parallelen zu Aschenputtel sind da und auch etwas abgewandelt und mit Fantasyelementen versehen, aber die Spannung fehlt komplett. Die Geschichte beginnt mit dem Tod von Ashs Mutter und irgendwelchen rätselhaften Traditionen, auf die im gesamten Buch nicht genauer eingegangen werden. Dann heiratet ihr Vater 2 (!!!) Wochen nach dem Tod seiner Frau eine neue. DAS hat mich ja schon absolut irritiert. Ich dachte die ganze Zeit, seine neue Frau wäre eine Hexe und hätte ihn vielleicht verzaubert und das würde dieses rätselhafte Handeln erklären (er scheint nämlich Ashs Mutter wirklich geliebt zu haben und da kann ich mir nicht vorstellen, dass er so schnell neu heiratet). Aber nichts da. Da wird nichts erklärt! Stattdessen stirbt ihr Vater und hat angeblich Schulden bei seiner neuen Frau gehabt, die Ash nun abarbeiten soll, indem sie als Küchenmädchen arbeitet. Das ganze wirkte auf mich sehr erzwungen (man muss ja irgendwie schnell eine böse Stiefmutter herschaffen, für die die Protagonistin dann arbeiten kann, wie in Aschenputtel, wenn man sich das schon als Vorlage nimmt…).

Aber es wurde noch besser…mehr als die Hälfte des Buches besteht nämlich aus Beschreibungen. Beschreibungen des Hauses, in dem Ash wohnt. Beschreibungen dessen, was sie so sieht. Beschreibungen darüber, was sie hört (wirklich bis ins Detail!). Beschreibungen des neuen Hauses, in dem sie wohnt. Beschreibungen dessen, was sie wie putzt. (man setze diese Liste beliebig lang fort, sie beschreibt wirklich ALLES im Detail). Hinzukommen wirklich lange, langweilige Sätze. Wenn man das rausgestrichen hätte, wäre „Ash“ nur noch halb so lang (und bei so einem kurzen Buch will das schon was heißen).

Zudem blieben alle Charaktere, auch (oder gerade vor allem) Ash eher flach. Es wurden keine Gefühle transportiert…das lag aber vielleicht auch daran, dass in der 3. Person erzählt wurde. Jedenfalls habe ich beim Lesen keinerlei Gefühl von Ash empfunden.

Dann waren da noch der Feenmann und die Jägerin. Er war die ganze Zeit über sehr mysteriös und sie immer sehr nett. Aber das war es dann auch. Nett. Mehr nicht. Und dafür, dass der Feenmann Ash ja angeblich soo unbedingt haben möchte, hat er sie am Ende ziemlich schnell ziehen lassen. Ein Satz  von ihr, eine Nacht mit ihr und schwupss, raus war Ash aus ihrem Feendeal. Das ging eindeutig viel zu einfach (vor allem dafür, dass zuvor im ganzen Roman immer wieder betont wurde, wie ernst Feen doch mit ihren Deals sind und so!). Und das war auch der „finale Showdown“.

Fazit:

„Ash“ ist eine durchschnittliche Aschenputtelneuauflage mit leichten Fantasyelementen, die den Leser nicht zu packen versteht. Viel zu viele Beschreibungen und zu wenig Emotion nehmen die Spannung am Märchenhaften. Hinzukommt das viel zu kurz geratene Ende, in dem alles viel zu schnell und leicht „aufgelöst“ wurde.

3 von 5 Sternen!