Rezension

Berührend, unterhaltsam und mit Botschaft

Eine Frage der Chemie -

Eine Frage der Chemie
von Bonnie Garmus

Bewertet mit 4 Sternen

»Also, ich bin sicher, Sie haben unsere kurze Pause genutzt, um Ihre Möhren, den Sellerie und die Zwiebeln in kleine disparate Einheiten zu hacken, wodurch Sie die erforderlichen Oberflächen geschaffen haben, um die Aufnahme von Würzstoffen zu erleichtern und zugleich die Kochzeit zu verkürzen. Als Nächstes geben Sie eine großzügige Prise Natriumchlorid dazu…«

Südkalifornien, 1961. Elizabeth Zott ist Chemikerin, und zwar eine richtig gute. Hochmotiviert ist sie außerdem und voller Ideen, ein Gewinn für jedes Forschungsinstitut sollte man meinen. Doch in der Realität kämpft sie stetig darum, überhaupt vernünftig arbeiten zu dürfen. Statt wissenschaftlicher Anerkennung erfährt sie stetige Diskriminierung, allein aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau ist. Als sie auch noch unverheiratet schwanger wird, wird ihr sofort gekündigt. Doch Elizabeth gibt nicht auf, macht aus ihrer heimischen Küche kurzerhand ein Labor und versucht dort, trotz eines brüllenden Säuglings, ihre Forschung weiter zu betreiben.

Da man aber auch von irgendetwas leben muss, nimmt sie einen Job als Köchin in einer Fernsehshow an. Völlig abwegig? Nein, im Gegenteil. Für Elizabeth ist Kochen schlicht Chemie. Und so versucht sie, den zuschauenden (meist) Hausfrauen nicht nur Rezepte, sondern auch etwas Chemie und Selbstvertrauen zu vermitteln…

 

Während ich ein Buch lese, mache ich mir ständig Notizen. Oft schreibe ich ganze Sätze auf, die mir durch den Kopf gehen. Auch bei diesem Buch hatte ich das getan und was ich da bis fast zur Hälfte stehen hatte, war nicht so begeistert. Elizabeth Zott war mir einfach nicht sympathisch und ich hatte mir ausführlich notiert, was mich alles an ihr störte und weshalb ich dachte, dass dieses Buch einfach nur eine von vielen unglaubwürdigen und konstruierten Frauengeschichten sein müsste.

 

Ich habe alles wieder gelöscht. Denn dann ganz plötzlich hatte das Buch mich gepackt, meine Meinung geradezu umgedreht und die Protagonistin schlich sich mehr und mehr in mein Herz. Ich denke, auch ihre kleine Tochter war daran beteiligt, dieses tolle und liebenswürdige Kind! Und die wunderbare Nachbarin, ohne die Elizabeth zweifelsfrei aufgeschmissen gewesen wäre.

Denn es ist doch ganz klar, bei allem persönlichen Einsatz, Mut und Kampf – ohne eine Portion Glück und vor allem die Unterstützung anderer geht es nicht. Elizabeth wäre ohne die zuverlässige, ständige und kostenfreie Unterstützung ihrer Nachbarin gescheitert und so würde es auch der Mutter von fünf Kindern ergehen, die durch Elizabeth motiviert mit einem Medizinstudium starten will. Ich war sehr froh, dass diese Punkte im Buch letztlich doch deutlich herauskamen.

 

Der Stil der Autorin ist locker leicht zu lesen, die Handlung packend. Emotional war es eine kleine Achterbahnfahrt, denn ich regte mich diverse Male fürchterlich auf, war einfach nur wütend auf diverse bornierte männliche Charaktere und die dummen gesellschaftlichen Ansichten, die dieses Verhalten überhaupt nur möglich machen. An anderen Stellen konnte ich herzhaft lachen oder schmolz ein wenig dahin. Wie alles ausgehen würde, zeichnete sich früh ab, aber letztlich soll dieses Buch ja auch unterhalten und Mut machen.

 

Fazit: Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten wurde es ein wunderbares Buch, berührend, unterhaltsam und mit Botschaft.

 

»Ich spreche von Atomen und Molekülen, … den wahren Regeln, die die physikalische Welt bestimmen. Wenn Frauen diese grundlegenden Konzepte verstehen, können sie allmählich die falschen Grenzen erkennen, die ihnen auferlegt worden sind.«