Bewegendes Schicksal in Afghanistan
Bewertet mit 5 Sternen
Die Mutter der kleinen Pari stirbt bei ihrer Geburt, der Vater ist damit beschäftigt, das Überleben der kleinen Familie zu sichern. Also kümmert sich der siebenjährige Bruder Abdullah um das kleine Mädchen, und es entsteht ein ganz besonderes Band der Geschwisterliebe.
Drei Jahre später übergibt der Vater Pari einer reichen Familie. Hier kann sie ein gutes Leben führen, und mit der Belohnung kann er für seine neue Frau, Abdullah und dessen kleinen Halbbruder sorgen. Doch Abdullah kommt nicht über den Trennungsschmerz hinweg.
Weitere sieben Kapitel erzählen das Leben von Menschen, die direkt oder indirekt mit der Familie verbunden sind: Der Onkel, der die Adoption vermittelte, um der aus der Ferne verehrten kinderlosen Frau ihren Herzenswunsch zu erfüllen; der Halbbruder, der während des Krieges als Flüchtling in Afghanistan gelebt hat und bei seiner Rückkehr feststellen muss, dass ein ehemaliger Warlord sich sein Land angeeignet hat; der griechische Arzt, der als Mieter im Haus der reichen Familie lebt, als die Frau mit Pari nach Frankreich gezogen und der Mann Jahre später gestorben ist.
Im letzten Kapitel gibt es dann nach fast 60 Jahren ein Wiedersehen zwischen Pari und Abdullah. Doch Abdullah ist von seiner Alzheimer-Krankheit schon so geschädigt, dass er Pari nicht mehr erkennt.
Es gibt kein Happy End, das über die Trennungszeit hinwegtröstet; die Wunden, die die Trennung geschlagen hat, verheilen nie ganz. Dennoch ist ein erfülltes und glückliches Leben möglich. Mit den Einzelschicksalen ist auch die Situation des Landes Afghanistan vergleichbar: Der Krieg hat das Land schwer geschädigt und das ist nicht mehr rückgängig zu machen; dennoch gibt es ein Weiterleben und neue Entwicklungen.
Auch dieses Buch ist wie "Drachenläufer" und "Tausend strahlende Sonnen" zutiefst anrührend. Hosseini ermöglicht es dem Leser, mit den beschriebenen Menschen mitzufühlen. Diese werden nie eindimensional geschildert, sondern sind facettenreich und lebendig. Die Personen sind zutiefst menschlich. Deshalb hat mich das Buch sehr bewegt.