Rezension

Blühende Gärten vor historischer Kulisse

Blüte der Zeit -

Blüte der Zeit
von Sabine Weiss

Bewertet mit 5 Sternen

Historie trifft Fiktion und das in der von Sabine Weiß gewohnten Perfektion. Mit dem jungen Prinz Wilhelm III. von Oranien  sind seine Jugendfreunde Paulus und Hans Willem Bentinck auf der Jagd. Von Wilhelms Idee eines Lustgartens (wir kommen noch dazu) ist die fiktive Figur Paulus nicht begeistert, wir schreiben das Jahr 1667. Das Schicksal hat es mit dem mittlerweile 16jährigen Prinzen nicht allzu gut gemeint, sein Vater ist nur Tage nach seiner Geburt verstorben. Wilhelm war ein kränkliches Kind, als 10jähriger wurde auch seine Mutter dahingerafft. Der Ratspensionär Johan de Witt hatte von da an ein Auge auf seine Erziehung, gleichzeitig hat er die Weichen für sich gestellt und Wilhelm immer mehr an Macht und Vorherrschaft als künftiger Statthalter der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen qua Verordnung – wenn auch nicht auf Dauer - genommen.

1672 setzt Wilhelm alles daran, die französischen Truppen abzuwehren, König Ludwig XIV. greift nach den Niederlanden. Die französische Armee steht bereits auf der anderen Rheinseite, bei niedrigem Wasserstand. Kanonen werden herbeigeschafft, die ersten Häuser brennen. Wilhelm befiehlt, die Wasserlinie aufzuheben, die Landbevölkerung rebelliert. Dem Volk drohen Hunger und Vertreibung, nicht nur die Franzosen sind ihre Feinde, auch der eigene Machthaber ist im Begriff, ihnen alles zu nehmen. Der historische Hintergrund ist gut und gründlich recherchiert. Sofort habe ich mich in der Geschichte wohlgefühlt, mein doch sehr lückenhaftes Geschichtswissen hat die Autorin auf gut lesbare, sehr anschauliche und so gar nicht trockene Weise aufs Beste aufgefrischt.

Die zauberhafte Idee eines Lustgartens ist nicht erst mit Wilhelm entstanden, er war dieser blühenden Vielfalt jedoch durchaus zugetan. Mit Max hat Sabine Weiß einen Gärtner aus Leidenschaft erschaffen, seine Liebe zu den zarten Geschöpfen ist in jeder Zeile spürbar. Auch er musste mit Debora, seiner Mutter und seinem Bruder Floris fliehen, sie sind in Brandenburg gelandet, Deboras Schwester hat sie mehr schlecht als recht aufgenommen. Um die fiktive Figur Max entspannt sich ein weitreichender Bogen um eine Gartenidylle, die zwischenmenschlich gesehen beileibe nicht immer idyllisch war. Mit ihm und all den Figuren drumherum habe ich all die heimischen und die eher südländischen Gewächse sehr genossen, habe so etliche Zwistigkeiten verurteilt, über so manches Missgeschick geschmunzelt und ihnen die zarten Bande der ersten Liebe gegönnt, ich war bei ihnen, war sozusagen gefühlt  mittendrin. Nicht nur in den Gärten im Brandenburgischen, auch in Versailles mit all seiner Raffinesse konnte ich dank des bildhaften Schreibstils lustwandeln.

Beide Erzählstränge – der historische Teil um Wilhelm III.  und der fiktive Teil um Max, den Gärtner – haben mich gut unterhalten und mir in punkto Geschichtswissen so manche Lücke aufgefüllt. Es war eine kurzweilige Reise zurück ins 17. Jahrhundert.

Sabine Weiß hat mit ihrer „Blüte der Zeit“ einen wiederum interessanten, informativen und sehr eindrucksvollen historischen Roman vorgelegt. Sehr empfehlenswert.