Rezension

Blutiger Winter

Blutiger Winter - Tom Callaghan

Blutiger Winter
von Tom Callaghan

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Krimi, wie ich ihn bisher noch nie gelesen habe, was aber vor allen Dingen einfach an dem Ort, denke ich, liegt, an welchem dieses Buch spielt, denn Kirgisistan ist mir bisher eher weniger bekannt dadurch, dass es mir in Büchern begegnet ist, als dass man einfach weiß, dass es zur ehemaligen Sowjetunion gehörte.

Die Atmosphäre eines solchen Landes, welches allgemein eher, im Verhältnis zur westlichen Welt, ärmlich ausgestattet ist in vielen Bereichen und nach einer vollkommen anderen Mentalität und Moral lebt, kommt bei diesem Krimi aber einfach extrem gut zur Geltung. Vor allen Dingen, da allein schon die Polizei so anders agiert, als man es hier gewohnt ist. Da wird einfach mal im Dienst ein Wodka getrunken oder auch zwei oder ein paar mehr, vor allen Dingen dann, wenn die Dinge gerade nicht ganz so laufen, wie man sie sich denkt. Allgemein wird in diesem Roman sehr viel Alkohol konsumiert, was ich aber für diese Gegend, so wie ich sie mir einfach durch das, was man so weiß, sehr stimmig vorstelle, da dort vor allem auch der Wodka einen ganz anderen Stellenwert hat. Auch die Kriminalität und Brutalität hat eine ganz andere Atmosphäre, ist es dort eher noch an der Tagesordnung, dass man bei der Vernehmung halt mal ein wenig die Fäuste oder ähnliches spielen lässt und auch bei der Festnahme ist man nicht ganz so zimperlich. Erpressungen, so wie auch Verräter in den eigenen Reihen, die an die organisierte Kriminalität die Erkenntnisse der Polizei für einen Obolus weitergeben, sind vollkommen normal. Ebenso wie die Tatsache, dass es einiges an Spannungen zwischen Volksgruppen der Region, den Usbeken, Kirgisen, Tadschiken und Russen gibt. Genau diese Atmosphäre kommt einfach sehr gut rüber und was auch diese vielen kleinen Intrigen, Verschleierungen etc. in einer Ermittlung ausmachen können, werden einfach so klar.

Unterstützt wird die Atmosphäre zudem auch noch durch die Jahreszeit, in welcher das Buch spielt, denn es ist im kirgisischen Winter alles noch ein bisschen komplizierter, die Wege in diesem Land können sehr weit werden und sind meist nicht die besten. Das gibt den Ermittlungen einfach einen extrem interessanten Charakter.

Mit dem Kommissar kam ich auch sehr gut klar, ist er doch ein Typ, der irgendwie sehr in dieses Land passt und dann doch auch immer mal wieder Ansichten hat, die von vielen der anderen, noch klischeehafteren Charaktere abweichen, die ihn speziell machen. Unter anderem rührt er selbst nie einen Schluck Wodka an. Auch Saltanat ein weiterer sehr interessanter Charakter ist für mich sehr gelungen, auch wenn ich eine Frau in dieser Rolle nicht unbedingt erwartet hätte. Allgemein sind aber der Aufbau der Charaktere, ihr Verhalten und ihre Persönlichkeit einfach sehr stimmig im Zusammenspiel mit der restlichen Atmosphäre.

Abgesehen davon handelt es sich um einen durchaus sehr spannenden Kriminalfall, den ich sehr gelungen fand, auch wenn ich nicht damit gerechnet hätte, wie dieser sich am Ende aufklärt, auch wenn die Aufklärung wieder zu diesem Land einfach sehr stimmig ist. Letztendlich muss aber auch gesagt werden, mit diesem Krimi wird man nur warm, wenn man diese kirgisische Atmosphäre interessant findet und damit klar kommen kann, dass er in Teilen sehr brutal ist. Auf jeden Fall aber ein gelungener Krimi, den ich jedem, der mal einen etwas anderen Krimi lesen möchte, nur empfehlen kann, denn er ist speziell, aber dieses spezielle Atmosphäre trifft und lebt er einfach.