Rezension

Finster, hard boiled, Tom Callaghan

Blutiger Winter - Tom Callaghan

Blutiger Winter
von Tom Callaghan

Bewertet mit 5 Sternen

"Frisches Blut hebt sich besonders lebhaft von Schnee ab. Sogar in einer ganz und gar mond- und sternenlosen Nacht wie dieser. Zäh und dunkelrot tropft es wie Öl aus dem rostigen Motor eines Moskowitsch. Aber Öl dampft nicht."

Eine junge Frau im Schnee, tot, ausgeweidet am Rande des Weges.

"Schon hüllen ein paar vereinzelte Flocken das himmelwärts gerichtete Gesicht der Frau ein, ein Hauch von Spitze über der Stirn wie der Schleier einer Braut."

Ein Inspektor der schon vieles gesehen hat.

"Meine Welt ist ein hoffnungsloser, grausamer Ort,ein Land, bevölkert von Bedauern und verlorener Liebe."

"Blutiger Winter" ist genau das was der Name verspricht, ein Thriller so kalt wie Sibirien oder in diesem Fall Kirgisien. Grau und Dunkel, voller Gewalt und der Inspektor Akyl Borubaew, ein einsamer Wolf, versucht der Korruption und Bestechung aus dem Weg zu gehen und seinen Job zu machen. Dieser Frau und den Weiteren Gerechtigkeit zu teil werden zu lassen. Einer der sich weigert von den Opfern in der Vergangenheitsform zu sprechen, solange er den Fall nicht aufgeklärt hat. Seit dem Krebstod seiner Frau ist er ein Getriebener, einer der nicht mehr weiß, wofür es sich zu leben lohnt. Ein besonderer Ermittler.

Ich zitiere in Rezensionen eigentlich nie, aber dieses Buch hat eine eindrucksvolle Sprache, manchmal lyrisch, manchmal derb, obszön mit russischen Einsprengseln durchsetzt. Eine besondere Sprache.

Der Thriller spielt in der heutigen Zeit, Mobiltelefon, Internet, moderne Waffen alles da, aber er könnte genauso gut fünfzig Jahre früher spielen. Altmodisch im besten Sinn. Ein Ermittler, der tatsächlich ermittelt und sich auch mal die Hände schmutzig macht. Der in entlegenen Gegenden fliegt, um eine Zeugin zu hören. Der mit dem Tod seiner Frau kämpft und trotzdem seine Fälle nicht aus den Augen verliert. 
Ein besonderer Plot.

Jedes Klischee über die ehemalige Sowjetunion und ihre Republiken wird erfüllt, und ich sage ganz bewußt nicht Russland, denn auch das macht dieser Roman klar, Stalins "Einigungspolitik" ist verantwortlich für Zerrissenheit und Konflikte. Alkohol fließt in Strömen, ständig werden Zigaretten angezündet, ausgedrückt, mit der Hand vor dem Wind abgeschirmt. Und die Bestechung aller, auf allen Ebenen zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Fazit: Dieses Buch zehrt an den Nerven, bewegt und irritiert. Ein Thriller im besten Wortsinn. Sehr düster und doch ist Akyl Borubaew ein kleiner Streifen Licht am Horizont, den der Schneesturm beinah völlig verdeckt.
Der erste Roman einer Serie, ja bitte unbedingt mehr davon!