Rezension

Böse Träume

Basar der bösen Träume
von Stephen King

Bewertet mit 4 Sternen

In „Basar der bösen Träume“ sind insgesamt 20 Kurzgeschichten des Horromeisters vereint, an denen man als Kingleser auf jeden Fall seine Freude hat.

Es sind die üblichen Themen, die King verarbeitet: Ehe, Tod, Liebe, das Unbekannte und den Weltuntergang. Mit diesen Elementen spricht er tiefverborgene Ängste an, die uns oft bewegen, die wir aber selten in unser Bewusstsein lassen.

Zum Beispiel in den Geschichten „Die Düne“ und „Mister Sahneschnitte“ ist der Tod zu Gast. Hier werden Phänomene angesprochen, die man sich kaum vorzustellen wagt bzw. die man vielleicht sogar schon selbst erlebt hat und für die es keine rationale Erklärung gibt. 

Auf die Ehe und die Liebe stößt man häufig, wenn man Kings Geschichten liest. „Moral“ ist eine davon, in der King die Zerbrechlichkeit der Ehe in den Vordergrund rückt und wie sehr unvorhergesehene Ereignisse eine Verbindung stören können. „Ein bisschen angeschlagen“ habe ich persönlich als die stärkste Geschichte von allen empfunden, weil sie tiefverwurzelte Ängste hervor gezerrt hat und mich ihr Schrecken bis jetzt nicht losgelassen hat. Dabei weiß man von Vornherein wie sie enden wird, und trotzdem hat sie einen Nachhall, den ich noch immer beim Einschlafen spüren kann.

Das Unbekannte begegnet dem Leser in vielen Geschichten in diesem Band. Sei es ein böser kleiner Junge, der aus dem Nichts erscheint oder ein pinker Kindle, der ungeahnte Pforten öffnet. Hier spielt Stephen King mit den Möglichkeiten der Fantasie und jagt dem Leser einen Schauer über den Rücken, weil die Frage „Was wäre wenn ..?“ im Raum stehen bleibt.

Die Apokalypse und die damit verbundene Verzweiflung bildet in der letzten Kurzgeschichte „Sommerdonner“ einen würdigen Abschluss. Auch hier zeigt der Meister sein Talent, die Seele des Lesers mit eiskalten Fingern zu berühren und ihn damit einer nicht vorhandenen Kälte auszusetzen.

Einige Geschichten sind gut, andere sind besser und manche haben mir weniger gefallen. In diesem Werk sind auch zwei Gedichte veröffentlicht, mit denen ich leider gar nichts anfangen konnte.

Besonders gut hat mir der Aufbau dieses Sammelbands gefallen, weil es fast so ist, als ob man dem Autor gegenüber sitzt und er einem selbst von seinen Alpträumen erzählt. Vor jeder Geschichte erhält man einen kurzen Einblick, wie er überhaupt erst darauf gekommen ist, er spricht den Leser direkt an und man merkt seine Freude daran, dass seine Werke nach wie vor gelesen werden:

Und noch etwas will ich euch mitteilen: wie froh ich darüber bin, lieber treuer Leser, dass wir beide immer noch da sind. Cool, oder?“ (S. 7; Vorbemerkung)

Der Meister des Horrors hat mit dieser Kurzgeschichtensammlung eine Auswahl böser Träume geschaffen, aus denen man mitten in der Nacht nass vor Angstschweiß hochschreckt und gierig nach Atem ringt, und die ich dem geneigten Kingleser nur empfehlen kann.

© NiWa