Rezension

Café mit Charme

Mein zauberhaftes Café - Jana Seidel

Mein zauberhaftes Café
von Jana Seidel

Äußeres Erscheinungsbild:
Das Cover ist einfach zuckersüß und wer beim Anblick keinen Zuckerschock kriegt freut sich schon auf den Inhalt, mit der Hoffnung, dass es genau so toll wird wie das Äußere des Romans.
Auch der Titel ist einfach "zauberhaft" und deutet an, dass das Café im Roman etwas ganz Besonderes ist.

Eigene Meinung:
Erstmal war ich sehr überrascht, dass sich das Café im Harz befindet, aber als Südharzerin gefällt mir das natürlich ziemlich gut, besonders da ich selbst in einen kleinem Café im Harz gearbeitet habe.
So ein kleiner gemütlicher Ort zum Einkehren im Harz, das hat einfach Herz und Charme (und allerlei magischer Begebenheiten). Die Idee mit dem kleinen Café hat mich von Anfang an angesprochen und ich war sofort neugierig wie sich ein so geradliniger Mensch wie Alexandra in die Kunst des Kaffeebereitens und Kuchenmachens verliebt.

 Alexandras Leben ist ja von vorne bis hinten durchgeplant und sie ist ein sehr organisierter Mensch. Und dann geht alles bei ihr schief: Job weg, Freund betrügt sie und die Eltern stehen ihr auch nicht bei. Auf einmal helfen ihr ihre kleinen Listen nicht mehr und sie sieht sich vor die Frage gestellt: Was nun?
 Und so akkuraten Menschen wie ihr fällt ein Jobverlust natürlich auch nicht leicht, da sie alles kontrollieren möchten.
Da kommt ihr (und auch mir) das Café gerade richtig. Ich denke dadurch hat sie es geschafft etwas offener und lebenslustiger zu werden und ist auch aus sich herauskommen.
 Die Tatsache, dass Effie noch nicht so ganz ihr Café loslassen konnte wie es "normal" ist sollte bestimmte noch das gewisse Etwas in die Geschichte bringen. Leider hat mir das nicht so ganz in diese bodenständige Handlung hineingepasst. Effie als Person mochte ich zwar sehr, doch leider konnte ich mich mit Geister-Effie nicht so sehr in der Umgebung anfreunden. Der Fantasyteil hier hat mich nicht so ganz gefallen.

Der Schreibstil ist erfrischend und gekonnt wird der Leser durch die Höhen und Tiefen von Alexandra geleitet und. Ein bisschen Magie scheint der Feder von Frau Seidel schon innezuwohnen.

Alexandra liebt es bodenständig und hat nichts übrig für's Extravagante. Ihre korrekte Art hat es mir am Anfang erstmal ein bisschen schwieriger gemacht mich mit ihr anzufreunden, aber schon allein die Tatsache, dass sie eine Freundin wie Betty (die echt einen an der Waffel hat - im positiven Sinne) hat macht mir Hoffnung, dass sie sich eigentlich nur hinter der strengen Schale versteckt. Lexies Charakterentwicklung im Laufe des Romans ist große klasse. Sie geht langsam aus sich raus, wird offener und lernt die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Diese Fortschritte sind realistisch und machen Sinn und passieren nicht von heute auf morgen.
Auch die Nebencharaktere sind sehr liebevoll und detailgetreu ausgearbeitet worden. Carlie wird schnell zur besten Freundin von Alexandra und ihre Interaktionen habe ich immer sehr genossen. Die zwei sind einfach so unterschiedlich. Carlie hat echt nicht alle Tassen im Schrank mit ihren Esoterikanwandlungen und ihrem alternativen Lebensstil, aber sie ist einfach eine Seele von Mensch.
Umso schöner fand ich zu sehen, dass ihr Bruder Tom doch noch ein bisschen mehr Bodenhaftung hat und gerne ein bisschen vermittelt. Ein netter Mann.

Lexies Liebesleben ist turbulent und voller Gefühl erlebt man ihre Höhen und Tiefen, freut sich mit ihre, leidet mit ihr und möchte ihr hin und wieder einfach nur in den Hintern treten. Sie ist manchmal einfach so unbeholfen hat ihre vorige Liebesbeziehung doch auf der Stelle getreten.

Das Ende war recht knapp gefasst, aber deswegen nicht weniger schön. Alles scheint so langsam seinen Gang zu gehen.

Fazit:
Dieser Roman hat einen ganz eigenen Charme. Auch wenn die Handlung an sich sehr ruhig und minimal ist, nur ein bisschen Chaos durch eine sabotierende Nachbarin aufkommt, so habe ich mich doch gerne in dieses süße Café in den Harz entführen lassen.Die Charakterentwicklung aller Beteiligten ist enorm und man saugt beinahe etwas von der verströmenden Lebensenergie der Personen auf und fühlt sich einfach geborgen.