Rezension

Cover des Buches Die Arena (ISBN: 9783406791260) Die Arena

Die Arena -

Die Arena
von Négar Djavadi

Bewertet mit 4.5 Sternen

Meine Meinung und Inhalt

Spannend und mitreissend – und mit beissender Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen! 

 

Benjamin Grossman hat es geschafft, so glaubt er: Einst in einem Pariser Problemviertel aufgewachsen, ist er als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, vergleichbar mit Netflix, in die Stadt zurückgekehrt. Ein kleiner, banaler Fehler zieht aberwitzige Folgen nach sich: Er verliert sein kostbares Handy - mit George Clooneys Privatnummer! - oder wurde es ihm gestohlen? Der Junge, den er als Dieb verdächtigt und gegen einen Eisenzaun geschubst hatte, wird am nächsten Morgen tot aufgefunden.

Eine junge, türkischstämmige Polizistin tritt dem Toten, den sie für betrunken hält, in die Seite. Ein zusammengeschnittenes Video davon geht viral: Ganz Paris, die dauererregte Stadt der sozialen Gegensätze, der Reichen und Geflüchteten, der Migranten und Medienmogule, ist in Aufruhr – und die sozialen Medien wirken als Brandbeschleuniger.

Ein durchaus spannender und anspruchsvoller Gesellschaftsroman, der fesselt. Das Buch orientiert sich grundsätzlich an literarischen Vorbildern und erzählt immer wieder abwechselnd von ganz unterschiedlichen Figuren, wie z.B. Polizisten, Migranten, Gangmitglieder, Geflüchtete, Politiker usw.

Der Autor begnügt sich aber nicht mit dem Ausfüllen der bekannten Romanstruktur, sondern entwickelt ein wirklich gelungenes Erzählkonzept, indem sie den durch bekannte digitale Plattformen befeuerten Shitstorm anschaulich erzählt und auch Textnachrichten und Tweets in ihre Erzählung einbettet, was den Roman auffrischt.

Négar Djavadi, 1969 in Iran geboren, stammt aus einer Familie von Oppositionellen und floh im Alter von elf Jahren zu Pferd über Kurdistan mit ihrer Mutter und ihrer Schwester vor den Folgen der Iranischen Revolution in den Westen. Sie ist Drehbuchautorin, Regisseurin und Schriftstellerin, lebt und arbeitet in Paris. Ihr erster Roman «Desorientale » (C.H.Beck 2017) erhielt in Frankreich zahlreiche Preise, wurde dort zum Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die englische Übersetzung erhielt den Lambda Literary Award, den Van Cleef & Arpels Albertine Prize und stand auf der Shortlist des National Book Award for Translated Literature sowie auf der Shortlist des Dublin Award. «Arène» (2020) hat sich in Frankreich mehr als 20.000-mal verkauft und erhielt den Prix Millepages 2020.