Rezension

Im Schatten des Eiffelturms

Die Arena -

Die Arena
von Négar Djavadi

Bewertet mit 4 Sternen

Paris, die Stadt der Liebe. Funkelnder Eiffelturm, Notre Dame und Sacre Coer; Croissants, Macarons und Brioche; exzellent gekleidete Parisiens, leicht hochnäsig und selten fremdsprachig; die Mona Lisa und der Sonnenkönig – all das ploppt zuerst in meinem Kopf auf, während im Hintergrund die Filmmusik von „Die zauberhafte Welt der Amélie“ spielt. Négar Djavadis Roman „Die Arena“ streift dieses Klischee-Paris nur ganz leicht am Rande. Denn in der teuren französischen Metropole können sich nur noch wenige Pariser eine Wohnung in den guten Gegenden leisten. Selbst für die Mittelschicht wird das Leben allmählich unbezahlbar und die mit den niedrigen Einkommen werden immer weiter an den Rand gedrängt, müssen sich in Sozialbauten aufeinanderstapeln und werden als Ghettokids, Schmarotzer und Kriminelle abgestempelt. In einem dieser Problemviertel baut Djavadi ihre Arena auf und führt in einer ausholenden kreisenden Bewegung eine Handvoll Personen ins Rampenlicht, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, sich aber plötzlich durch äußere Umstände und innere Entscheidungen in eskalierenden Situationen wiederfinden. Der Kampf ist eröffnet, der Gegner ausgemacht und das zerstörerische Treiben aus Hoffnungslosigkeit, Macht, Geld und Gewalt kann beginnen.

Es ist eine atemlose Erzählung mit unterschiedlichsten Protagonisten, denen ich ungläubig hinterherhechte und mir wünsche, dass sie mal kurz eine Pause machen und über ihre nächsten Schritte nachdenken. Schon lange habe ich nicht mehr so ambivalente Figuren kennengelernt, die mir doch alle so vertraut und bekannt erschienen. Mir gefällt Djavadis Blick auf ihre Stadt sehr. Sie spricht all die wichtigen Themen und Probleme unserer Zeit an, scheut sich nicht, auch gegen die Klischees anzugehen oder diese in ihre Handlung einzubauen. Und sie stellt so viele unterschiedliche Blickwinkel dar, dass es mir manchmal ganz schwindelig wird. Wahrlich wie in einer Arena, in der sich alle immer nur um ihre eigene Achse im Kreis drehen.