Rezension

Der Roman des Jahres

Die Arena -

Die Arena
von Négar Djavadi

Bewertet mit 5 Sternen

Negar Djavadi führt dem Leser in ihrem Buch „Die Arena“ nichts weniger, als den Zustand der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts vor Augen und könnte so im wahrsten Sinne des Wortes einen Jahrhundertroman geschaffen haben.

Die Geschichte von Benjamin Grossmann, dem Europachef eines internationalen Streaming- Anbieters namens „BeCurrent“, der in einem von fehlgeleiteter Politik aus dem Ruder laufenden Paris vor einer großen Schuld davonläuft, und dessen Leben, das vieler anderer, verzweifelter, entwurzelter Mitbürger streift, ist schlichtweg ein Meisterwerk.

Djavadi führt den Leser in eine gnadenlose Metropole fernab der glitzernden Touristen- Pfade. Es ist ein Paris, wie man es in seinen Albträumen nicht erleben möchte. Bei Djavadi gleicht die Stadt einem Pulverfass aus Gewalt, das beim kleinsten Funken explodieren wird.

Das Migrations- Problem in den ärmeren Stadtteilen ist außer Kontrolle, Polizeigewalt an der Tagesordnung.

Die äußere Gefahr wirkt auch ins Privatleben. Niemand ist mehr sicher, schon gar nicht in den jeweiligen Familien oder Beziehungen. Alle Personen, denen wir in diesem Roman begegnen, sind einsam und entfremdet, finden Halt nur noch in Tabletten, Drogen oder der halbwertzeitigen Berühmtheit in den sozialen Netzwerken, den Likes und Emojis.

Wie Marionetten einer Conditio Humana irrlichtern die Protagonisten durch ihr Leben und sie alle kommen an den Punkt, an dem sie sich entscheiden müssen.

Moral ist in dieser Apokalypse hinderlich, wird aber für alle zum Schlüssel ihres Lebens.

Negar Djavadi verhandelt die großen Themen der Weltliteratur in ihrer Arena, bei diesem Gladiatorenkampf zwischen Recht und Unrecht. Geschickt verknüpft sie ein Dutzend Schicksale, führt sie zusammen und wieder auseinander, lässt ein Leben mehrere andere streifen und zeigt, dass ein unbedachter Moment in den Abgrund führen kann.

Feine Charakterstudien und atemlose Spannung prägen die Geschichte. Mit fiebriger Intensität erzählt Djavadi ihr Sittengemälde.

Vor Jahren noch wäre „Die Arena“ eine Dystopie gewesen, aber leider ist die Handlung längst Realität.

Für mich ist „Die Arena“ das Buch des Jahres!