Rezension

Das Paradies liegt im Alten Land

Winterapfelgarten - Brigitte Janson

Winterapfelgarten
von Brigitte Janson

Bewertet mit 5 Sternen

Claudia Konrad liebt ihre Arbeit in der Parfümerie und kommt schwer damit klar, dass sie ab sofort als nicht mehr vorzeigbar abgestempelt wird und ins Warenlager wechseln soll. Kurzerhand spricht sie die Kündigung aus, denn das muss sie sich mit 51 Jahren nun doch nicht antun.
Als sie mit ihrer Freundin Sara ins Alte Land fährt, verliebt sie sich nicht nur sofort in ein Haus mit anhängendem Apfelgarten, sondern macht auch noch gleich die Bekanntschaft mit dem dazugehörenden unsympathischen und grummeligen Nachbarn.
Trotzdem dieser alles daran setzt, ihr das Haus zu vergraulen, kauft Claudia es und will sich daran machen, es wieder instandzusetzen. Mit von der Partie sind nicht nur ihre Freundin Sara, sondern auch ihre Tochter Jule, die nach einem Unfall ihr Bein etwas nachziehen muss. Sie war Tournierreiterin und liebte ihren Beruf, so dass das Loch recht groß war, in welches sie gefallen war.
Dort kann sie nun ihre Stute mit unterstellen und selbst versorgen.
Sie schlagen sich so durch, bis ihnen der Zufall die Rentnerin Elisabeth vor die Tür inklusive ihrem verreckten Auto beschert. 
Sie schafft es, aus dem bisherigen mehr oder weniger bestehenden Zusammenhalt der Frauen eine Gemeinschaft zu machen, in der sich nicht nur die Frauen wohlfühlen...

Brigitte Janson, Brigitte Kanitz, unter welchem Namen oder Pseudonym die Autorin auch immer auftritt, es ist immer Garantie für gute Unterhaltung.
So auch bei diesem Buch.

Drei Frauen sind jede für sich an einem Tiefpunkt angelangt. Claudia, die gerade gekündigt hatte, weil sie innerhalb ihrer Arbeitsstelle woanders hinorganisiert werden sollte und die sich schwer tut, den Kontakt zu ihrer Tochter aufrecht zu erhalten.
Jule, Claudias Tochter, die nach großen Erfolgen im Reitsport und einem Unfall keine Chance mehr sieht, ihren geliebten Beruf weiterzuführen. Sie gibt sich selbst auf, verlässt kaum noch die Wohnung und ist selbst mit der Haushaltsführung völlig überlastet.
Sara, Claudias Freundin, hat sich gerade von ihrem Mann scheiden und weiß nicht so richtig, warum sie es gemacht hat.
Als dann die Rentnerin und Witwe Elisabeth bei ihnen aufschlägt, ist die Runde komplett. Sie hatte sich mit ihrem alten Auto auf den Weg gemacht, um eine Weltreise zu machen, strandete aber mit ihrem Gefährt vor der Tür der 3 Frauen, die sie zunächst erst vorübergehend aufnahmen, aber dann nicht mehr gehen ließen.

Ein wunderschöner erfrischender Unterhaltungsroman, den man nicht aus der Hand legen möchte.

Es macht einfach Spaß, die Protagonistinnen dabei zu begleiten und zu beobachten, wie sie selbst ihr Leben in die Hand nehmen und etwas daraus machen.
Der Apfelgarten mit den vielen alten Sorten, die es woanders nicht mehr gibt, braucht ihre ganze Liebe und Pflege. Das Haus muss völlig neu saniert werden, da es sehr heruntergewirtschaftet wurde.
Sie fangen klein an. Jule kümmert sich um ihre Stute und um das Pferd des Nachbarn, der dafür keine Zeit hat. Aber es bleibt nicht bei den beiden Tieren, denn bald spricht sich herum, dass dort kranke und heimatlose Tiere ein liebevolles Zuhause bekommen. Jule, die mit allem abgeschlossen hatte, kann sich vor Notstandstieren nicht drücken, sie muss ihnen einfach helfen.
Jede Frau hat ihre Aufgaben. Claudia hat sich vorgenommen, in die Kosmetikbranche einzusteigen und das mit ihren Äpfeln vom Hof. Aber man muss auch mit Misserfolgen zurechtkommen.

Und dann ist da noch dieser brummelige Nachbar, der ihnen das Grundstück nicht gönnte und der erstaunlicherweise mit Jule ganz gut klarkommt, auch nach dem ein oder anderen scheinbaren bösen Wortgefecht.

Die 4 Frauen wachsen zusammen und wachsen an ihren Aufgaben. Freunde und Familie kommen ins Haus, mal zu Besuch, mal für etwas länger. Immer gibt es Trubel und Gelegenheiten, nachzudenken.
Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, auf die ein oder andere Weise schleicht sie sich dort heimlich und leise ein.
Einige Widrigkeiten müssen überwunden und Gespräche müssen geführt werden, um zu erkennen, was richtig und was falsch ist. Es ist teilweise ein umeinander herumschleichen, wo man die Protagonisten nehmen und schütteln möchte.

Die Autorin führt den Leser ins Alte Land. Auch wer, wie ich, diese Gegend nicht kennt, fühlt sich dort anhand der Beschreibungen bald zu Hause. Brigitte Janson gelingt es mühelos, den Leser an die Hand zu nehmen und ihm zu zeigen, wie schön es dort sein muss. Ich konnte es mir sehr gut vorstellen.

Die liebenswerten Protagonistinnen muss man einfach ins Herz schließen, denn trotz ihrer Probleme und Nöte sind sie füreinander da und stehen für die anderen ein.  
Der lockere Schreibstil der Autorin machen das Lesevergnügen erst komplett.
Ich habe mich mit den 4 Frauen im Alten Land sehr wohl gefühlt und würde mich über ein Wiedersehen freuen.

Kommentare

zockerin kommentierte am 07. Januar 2015 um 23:18

Tolle Rezi!

Das Buch liegt auch auf meinem SUB - ich werde es bestimmt bald lesen :-)