Rezension

Der erste Skandinavier, der mich gefesselt hat

Trophäe - Steffen Jacobsen

Trophäe
von Steffen Jacobsen

Ich bin kein großer Fan von skandinavischen Autoren - ich habe es mit mehreren "großen" Namen versucht und irgendwie war das alles nicht so richtig meins - von anderen als extrem spannend hochgelobt, langweilte ich mich schnell beim Lesen. Lag es an der Handlung, lag es am Schreibstil? Ich weiß es nicht.

Dennoch wollte ich nicht aufgeben und da mich die Kurzbeschreibung von "Trophäe" sehr angesprochen hat, wollte ich Skandinavien noch eine Chance geben - und es hat sich gelohnt.

Erzählt wird in zwei Haupthandlungssträngen, die irgendwann verschmelzen: Michael Sander, von Elisabeth Caspersen engagiert, das Geheimnis um die DVD zu lüften und Kriminalhauptkommissarin Lene Jensen, die einen Selbstmord untersucht, der Rätsel aufgibt.

Schon sehr bald merkt der Leser, dass Steffen Jacobsen die Charaktere seiner Protagonisten sehr wichtig sind - sie sind vielschichtig und tiefgründig gestaltet, dabei nicht bar menschlicher Schwächen, wodurch sie sowohl sympathisch als auch sehr lebensecht und vielfältig wirken. Die wunderbar ausgefeilten Hauptprotagonisten machen dann auch einen großen Teil des Reizes des Buches aus und schaffen es so, dass die Abschnitte, die von der reinen Recherche- und Ermittlungsarbeit handeln, keineswegs langatmig wirken.

Aber auch der Hauptfall selbst hat es in sich: veranstalten abgehobene Milliardäre Hetzjagden auf Menschen, aus reinem Vergnügen?
Steffen Jacobsen versteht es, den Leser hinters Licht zu führen und dann in ebendieses zu zerren und ihn so mit Tatsachen zu konfrontieren, die meist alles andere als schön sind. Die Spannung ist da und steigt weiter an, bis sie in der Einöde der Finnmark ihren Höhepunkt erreicht.

Auch wenn der Kopf der "Bösewichte" letzten Endes keine Überraschung war, weil es einfach gar keine andere Möglichkeit gab, hat mich dieses Buch gefesselt, unterhalten und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen.