Rezension

Der Himmel war feuerrot, er schien zu glühen.

Bombennacht - Roman Rausch

Bombennacht
von Roman Rausch

Bewertet mit 4 Sternen

Würzburg, 16. März 1945. Ein schöner Frühlingstag, sonnig, vermeintlich friedlich. Viele Flüchtlinge haben hier Zuflucht gesucht, denn Würzburg schein ein sicherer Ort zu sein. Schutz sucht hier auch Eugen, ein junger Mann deutsch-russischer Abstammung, der sich vor der SS verstecken muss. Außerdem ist da Professor Werner in der Nervenklinik in Grombühl, der plötzlich mit dem Auftauchen eines totgeglaubten Mädchens konfrontiert wird, welches seine menschenunwürdigen Praktiken offenlegen kann. In seiner Villa wird gerade der Geburtstag der Tochter vorbereitet, als es immer kritischer um Würzburg wird. Denn am Ende des Tages wird sicher der Himmel rot färben, weil ein tödlicher Feuersturm entfacht wurde….

Die Geschichte Würzburgs war mir bisher schon bekannt, entsprechend natürlich auch der 16. März 1945, ein Tag der Trauer, des jährlichen Gedenkens. Wie oft war ich an diesem Tag schon zum Gedenken an die schlimmen Bombenangriffe in der Stadt – um mit vielen anderen Menschen derer zu gedenken, die unschuldig ihr Leben lassen mussten.

Umso gespannter war ich auf dieses Buch, denn hier sollte die Geschichte ja auch erzählt werden. Entsprechend war mir bewusst, wie die Geschichte in etwa verläuft, jedoch erfährt man hier die Kriegsgeschichte verbunden mit einigen Schicksalen – der unterschiedlichsten Menschen. Diese Art und Weise der Erzählung hat mir gut gefallen, konnte ich mir so doch noch ein besseres Bild vom damaligen Alltag machen, der sicher keine schöne Erfahrung war. Die Art und Weise wie dies geschrieben ist, ist gut verständlich vom Satzbau, keine komplizierte Sprache, aber natürlich inhaltlich durchaus gehaltvoll. Gut zu lesen, aber keine leichte Kost.

Interessant war es natürlich zu lesen, wo sich was wie abgespielt hat, denn die Örtlichkeiten werden immer wieder genannt, so die verschiedenen Stadtteile, Einrichtungen (Klinik, Sehenswürdigkeiten wie die Residenz, Dom) und natürlich Straßennamen. Hier habe ich selbstverständlich einen Bezug dazu, an manchen Orten hält man sich ja selbst öfter auf, und ist beim Lesen somit mittendrin im damaligen Geschehen.

Was mir zwischendurch nicht so gut gefallen hat war die Tatsache, dass sich manches immer wieder wiederholt. Da hatte der Autor meiner Ansicht nach mal eine Phase, in der sich vorher schon geschriebenes wiederholt, vielleicht auch, weil er es nochmals ausdrücken wollte, für mich war es leider ein bißchen nervig.

Die vorne und hinten im Buch eingedruckten Straßenkarten von Würzburg (also direkt auf der Umschlagsseite innen) fand ich sehr gut, hier konnte man sich dann optisch auch ein Bild von der damaligen Stadt machen. Im Buch hinten findet man die gleiche Karte wie vorne, hier sind dann jedoch die Bombenangriffe mit eingezeichnet.

Wer an Geschichte interessiert ist, dem kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen. Ich finde die Verknüpfung von Geschichte mit Erzählung von Schicksalen wirklich gut gemacht, ob sich diese Schicksale wirklich alle so ereignet haben, kann ich nicht sagen, vorstellbar ist es aber. Mich hat das Buch sehr gefesselt, ich konnte es teilweise nicht mehr aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was sich wie in etwa abgespielt hat. Manche der mir bekannten Erzählungen haben sich hier noch weiter bestätigt, für mich war die Aussage „Der Himmel war rot vom Feuer“ (gesehen aus ca. 70-80 km Entfernung!!!) bisher heftig und nicht so ganz vorstellbar. Nun ist es das, vielleicht mussten manche Daten aus dem Buch mir das noch deutlicher machen.

Das Buch ist nicht nur für Würzburger, in Würzburg Lebende, dorthin Zugezogene, etc. interessant, sondern auch für alle, die sich ein bißchen für die Geschichte, die blinde Zerstörungswut des zweiten Weltkriegs interessieren. Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich ab für manche Stellen, an denen sich gewisse vorherige Aussagen nochmals wiederholen, was ich nicht so gut fand. Eine Empfehlung für das Buch spreche ich aus.