Rezension

Deutsch-deutsche Grenze überwinden

Das Haus des Leuchtturmwärters -

Das Haus des Leuchtturmwärters
von Kathleen Freitag

Bewertet mit 5 Sternen

1992: Franzi, eine Thrillerautorin mit Schreibblockade, kehrt nach vielen Jahren, an den Ort ihrer Kindheit zurück, um sich dort auf ihr neues Buch konzentrieren zu können, denn der Abgabetermin rückt immer näher. In dem kleinen Leuchtturmwärterhaus am Fuße des Leuchtturms, nahe Lützow, hat sie die glücklichsten 4 Jahre ihrer Kindheit verbracht. Jetzt war das Haus war nur noch spärlich eingerichtet, einige Erinnerungen sind geblieben. Kaum angekommen, versucht sie mit dem Schreiben zu beginnen, ohne Erfolg. Durch Zufall entdeckt sie eine lose Diele und darunter befindet sich ein kleines abgegriffenes Büchlein mit schwarzem Ledereinband. Neugierig schlägt sie es auf und sieht geschriebene Zeilen mit einer schönen geschwungenen Handschrift. Aufgrund des Schriftbildes, vermutet Franzi, dass ein Mädchen oder eine Frau die Schreiberin war.

Franzi beginnt zu lesen und wird in das Jahr 1962 zurückversetzt, zu Else, die in diesem Zimmer gewohnte.

Else lebt, nachdem die Mutter bereits vor 9 Jahren gestorben war, allein mit ihrem Vater, dem Leuchtturmwärter, auf dem Gehöft, nahe des Leuchtturms. Sie arbeitet in der Gaststätte in Lüstrow. Eigentlich wollte sie Abitur machen und danach studieren, doch das wurde kurzfristig ihr verweigert. Lulu, Elses beste Freundin, ist im Gegensatz zu Else sehr quirlig, etwas vorlaut, würde gern die Welt bereisen. Sie ist mit Otto liiert, der sie aus tiefsten Herzen liebt und sie immer „Meine Sonne“ nennt. Otto ist Posaunist am Rostocker Volkstheater, doch viel lieber würde er Jazz spielen. Eine Schicksalsgemeinschaft, die Pläne für die Flucht schmiedet.

Hier wird die Geschichte von Else, Lulu und Otto erzählt, über Freundschaft, Vertrauen, Liebe, Flucht und Verrat. Dieser Teil Deutschlands wurde 4 Jahre nach dem Krieg die DDR und 1961 wurde die innerdeutsche Mauer gebaut. Die Erlebnisse der drei Freunde sind hier sehr packend erzählt und man kann sich gut in die Zeit des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates zurückversetzen, wo an jeder Ecke ein Stasi-Spitzel oder ein Denunziant lauern konnte. In dieser Enge der DDR war das Streben nach Freiheit allgegenwärtig, ungeachtet der damit verbundenen Strapazen und des Risikos auf der Flucht erwischt oder gar erschossen zu werden.

Franzi taucht immer mehr in die Geschehnisse und ihre eigene Vergangenheit ein. Sie findet auch für sich Antworten auf offene Fragen.

Die drei Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben mit ihren Träumen und Ängsten. Der flüssige Schreibstil lässt den Leser sofort in die sehr emotionale Geschichte eintauchen und mit den Protagonisten jede Phase durchleben.