Rezension

Übers Meer

Das Haus des Leuchtturmwärters -

Das Haus des Leuchtturmwärters
von Kathleen Freitag

Bewertet mit 3 Sternen

Die Schriftstellerin Franzi hat sich auf das Grundstück eines Leuchtturms in der Nähe von Rostock zum Schreiben zurückgezogen. Dort findet sie ein Tagebuch, in dem die Pläne einer Flucht aus der DDR über die Ostsee geschildert werden.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen, 1962 und dreißig Jahre später, wobei der Schwerpunkt ganz klar auf der DDR-Zeit liegt. Deren Schilderung machte auf mich leider keinen sehr authentischen Eindruck: Der Handlungsort Lüstrow wurde erfunden und lässt kaum Rückschlüsse auf reale Orte zu; immer wieder werden Figuren aus unerklärlichen Gründen verfolgt, als hätte das an der Tagesordnung gestanden; die eigentlichen Lebensumstände werden kaum erwähnt.

Da verwundert es, dass ausgerechnet ein paar Jugendliche, die die Härte dieses Staats noch gar nicht kennengelernt haben, einen Fluchtplan hegen. Ihre Herangehensweise und Gründe wirkten auf mich ziemlich naiv: „Und du müsstest nicht mehr als Kellnerin schuften. Du könntest dein eigenes Lokal eröffnen.“ In Anbetracht dessen habe ich mir, trotz des Interesses für ihren kühnen Plan, oft gewünscht, mehr von der neueren Zeit zu lesen, zu der es ebenfalls Einiges zu erzählen gegeben hätte. Doch nicht mal der Leuchtturm erfährt die gebührende Aufmerksamkeit. 

Ich bin von diesem Roman enttäuscht und habe ihn als seichte Unterhaltung empfunden, die dem Leben in der DDR nicht gerecht wird. Immerhin diente er mir als Auslöser, mehr über die Flucht übers Meer zu recherchieren.