Rezension

Die Freiheit liegt so nah

Das Haus des Leuchtturmwärters -

Das Haus des Leuchtturmwärters
von Kathleen Freitag

Bewertet mit 5 Sternen

Kann man für die eigene Freiheit alles einfach so hinter sich lassen? Und wem kann man hierbei vertrauen?

Der Abgabetermin für Francis neustes Buch rückt immer näher, doch ihr will einfach nichts einfallen. Franci leidet unter einer klassischen Schreibblockade.
Um Abstand zu gewinnen, reist Franci nach Lüstrow. Dorthin, wo sie die schönsten Jahre ihrer Kindheit verbrachte, im Haus des Leuchtturmwärters. Hier hofft sie die Ruhe zu finden die sie unbedingt braucht, um endlich mit dem Schreiben beginnen zu können. Doch als sie unter einem der Dielenbretter ein altes Tagebuch findet, hat sie ihr eigenes Manuskript längst vergessen.

Ich weiß, das klingt so abgedroschen, aber das Buch konnte mich tatsächlich von der ersten Seite an in seinen Bann ziehen. Es ist aber auch spannend zu lesen wie Else, Lulu und Otto das Leben in der DDR erfahren.

Durch das Tagebuch das Franci findet, spielt die Geschichte auf zwei Zeitebenen.
Auf der einen Zeitebene ist es 1962 und abwechselnd wird aus der Sicht von Else, Lulu und Otto erzählt. Sie alle drei haben berechtigte Gründe die DDR verlassen zu wollen. Besonders der Tagebuchschreiberin Else wurde übel mitgespielt, dabei weiß sie noch nicht einmal warum. Gerade weil sie jeden Tag vom Turm aus in die Weite hinausblicken kann, wird ihr die Enge der DDR noch bewusster. Nur 40 km über die Ostsee liegen zwischen ihr, und der Freiheit.
Auf der anderen Zeitebene ist es 1992 und Franci kann nicht mehr von Elses, Lulus und Ottos Schicksal ablassen. Sie muss einfach wissen wie es den dreien ergangen ist, und stellt Nachforschungen an. Zusätzlich findet sie im Leuchtturm Dinge, die Fragen über ihre eigene Vergangenheit aufwerfen.

Mir ging es genau wie Franci, ich musste einfach wissen ob die drei die Flucht ins Ausland schaffen, und wie sie es überhaupt anstellen wollen.
Die Autorin hat einen einnehmenden Erzählstil, die Seiten fliegen einfach nur. Die Perspektiven werden immer an den richtigen Stellen gewechselt, so bleibt man immer neugierig wie es mit der jeweiligen Figur weitergeht.
Ich fand das Handeln der Figuren immer nachvollziehbar, genauso wie im Buch beschrieben, hätte es auch in der Realität stattfinden können. Hinzu kommen die Geheimnisse, die beide Leuchtturmwärter mit sich herumtragen, und neugierig auf die Auflösung machen.
Es ist eine ruhige, trotzdem sehr spannende Geschichte. Kann man für die eigene Freiheit alles einfach so hinter sich lassen? Und wem kann man hierbei vertrauen? Tolle Geschichte!