Die Farbe von Milch - Anrührend kindlich brutal - kein Widerspruch

Die Farbe von Milch
von Nell Leyshon

Bewertet mit 5 Sternen

Der Autorin Nell Leyshon ist mit ihrem zweiten Roman DIE FARBE VON MILCH ein ganz besonderes Buch gelungen. Etwas derart Anrührendes, kindlich Direktes, brutal Reales, Intensives habe ich  noch nie gelesen. Scheinbare Widersprüche? Nein! Naiv und doch abgeklärt, einfach großartig erzählt die Autorin die Geschichte:

Im Jahre des Herrn 1831 wird Mary, die jüngste von 4 Töchtern von ihrem Vater gegen Bezahlung weggegeben an den Pfarrer der Gemeinde als Hilfe und Unterstützung für dessen herzkranke Frau.

Ihr karges, entbehrungsreiches Leben vorher auf dem Hof des Vaters war hart und brutal. Schläge gehörten für alle zum Alltag. Jetzt im Haushalt des Pfarrers geht es ihr  besser. Sie erfährt von der leidenden Frau so etwas wie Interesse und Anteilnahme, aber sie vermisst ihre Familie trotzdem, vor allem ihren kranken Großvater.

Dann schlägt das Schicksal zu, und die Pfarrersfrau verstirbt.

Mary glaubt, sie kann jetzt wieder zu ihrer Familie zurück, aber dem ist nicht so. Sie muss im Haus des Pfarrers bleiben.

Nell Leyshons einmaliger Schreibstil, aus der Sicht auf das Geschehen von Mary hat mich tief beeindruckt und auch irgendwie verstört. Zuerst dachte ich, dass beim Druck des Buches die meisten Kommata vergessen worden wären. Desweiteren waren viel Satzanfänge mit "Und dann", die mich irritierten.

Aber damit lag ich absolut falsch. Es sind gekonnt eingesetzte Stilmittel der Autorin Nell Leyshon. Es ist die Sprache der Kinder: Schnell, unverblümt und ohne Punkt und Komma, frisch, ehrlich, direkt, ohne Scham und Rücksichtnahme.

Zum Ende des Romans DIE FARBE VON MILCH wird die Geschichte um Mary immer dramatischer.

Das Buch zwischendurch weglegen, unmöglich.

Mit Mary das Ende des Geschehens zuerleben, war für mich ein ganz besonderes Leseerlebnis, das ich nicht vergessen werde.

Mein Fazit:   Unbedingt lesenswert!!!