Rezension

Die Mordsresidenz

Lizzis letzter Tango - Anja Marschall

Lizzis letzter Tango
von Anja Marschall

Bewertet mit 5 Sternen

~~Seit dem Tod ihres Mannes lebt die 70-jährige Schlachtereiverkäuferin Elisabeth „Lizzi“ Böttcher in der exklusiven Hamburger Seniorenresidenz „Hanseatica“. Eigentlich passt Lizzi so gar nicht in diese wohlhabende Gesellschaft und ist der Geschäftsführerin ein Dorn im Auge. Doch Lizzi zahlt pünktlich ihre Miete, hat sie doch das Geld vom letzten Banküberfall ihres Mannes gefunden und gut in ausgehöhlten Nachschlagewerken versteckt. Endlich lässt sie es sich mal gutgehen nach den Entbehrungen der vielen Jahre harter Arbeit. Doch dann bringt ihre missratene Tochter Andrea mal wieder einen Heiratsanwärter zu Besuch mit, der sich mit ihrem Geld aus dem Staub macht. Auf einmal ist Lizzi mittellos und muss um ihre Wohnung in der Residenz fürchten. Doch sie will nicht kampflos aufgeben und findet in der Pflegerin Mareike eine Verbündete, die sie bei den Nachforschungen nach dem Dieb unterstützt. Schon bald heften sich die beiden Frauen an die Fersen des Tunichtguts und bekommen ungewollt noch Unterstützung durch den Polizeikommissar a. D. Pfeiffer, der eigentlich Lizzi wegen dem Bankraub ihres Mannes beschatten will, doch dann ungewollt in ihren Bann gerät. Als in der Seniorenresidenz direkt vor Lizzis Augen ein Mord geschieht, versucht das ungleiche Dreiergespann, auf eigene Faust den Mörder zu finden. Wird es ihnen gelingen?
Anja Marschall hat mit ihrem Buch „Lizzis letzter Tango“ einen sehr unterhaltsamen, humorigen Kriminalroman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, gespickt mit einer guten Prise Humor. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut, gewinnt im Laufe der Geschichte aber immer mehr an Tempo und mündet in einem großen Finale. Der Leser katapultiert sich mit dem ersten Kapitel direkt an die Seite der kauzigen Lizzi und erlebt alles hautnah mit. Die kurzen Kapitel verleiten dazu, immer schneller zu lesen, weil man gar nicht abwarten kann, in welches Desaster die Hobbydetektive als nächstes hineinschlittern. Die Charaktere sind sehr liebevoll, aber authentisch skizziert, wirken lebensecht und wie Menschen, die man kennt oder auf der Straße täglich begegnet. Lizzi ist eine resolute 70gerin, die es sich nach einem harten Leben endlich mal gutgehen lässt. Sie ist direkt, gutmütig und hilfsbereit, hat immer ein Ohr für die Schwächeren und ein gesundes Misstrauen. Sie hört halt auf das Grummeln in ihrem Bauch, das ihr eine Warnung gibt, wenn etwas nicht stimmt. Mareike war Pflegerin in der Residenz, bis sie durch ein Missverständnis ihren Job verliert. Sie ist eine alleinerziehende Mutter, hat ein Faible für Lizzi und zu viele Krimis geschaut, weshalb sie nun unbedingt mit ihr zusammen eine Detektei eröffnen will. Polizeikommissar a. D. Pfeiffer fällt seit seiner eher unehrenhaften Pensionierung zu Hause die Decke auf den Kopf, er wünscht sich wieder etwas Aufregung und Anregung in seinem Leben. Pfeiffer ist ein Pitbull, der noch immer einen alten Fall lösen will und sich darin festbeißt, aber er ist auch hilfsbereit und eher gemütlicher Natur. Auch die Nebendarsteller sind von der Autorin vielfältig dargestellt worden und untermalen die Handlung durch verschiedene kleine Geschichten, die dem ganzen zusätzlichen Pfeffer geben.
„Lizzis letzter Tango“ ist ein rasanter Lokalkrimi mit viel Humor und einer spannenden Story, die sich am Ende schlüssig präsentiert. Mit diesem Buch werden alle Freude haben, die einen guten Krimi lieben, sich dabei aber auch köstlich amüsieren möchten. Hoffentlich gibt es ein Wiedersehen mit diesem ungleichen Dreiergespann. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich gelungenes Buch!!!