Rezension

"Lizzis letzter Tango" von Anja Marschall

Lizzis letzter Tango - Anja Marschall

Lizzis letzter Tango
von Anja Marschall

Bewertet mit 4 Sternen

MEINE MEINUNG
Lizzi will eigentlich nur eines: ganz in Ruhe und ohne Streß ihren Lebensabend genießen. Als ihr Mann Willi noch lebte, hat er sie mehr als auf Trab gehalten, denn der konnte mir Geld so gar nicht umgehen. Daher blieb es immer an der Schlachtereifachverkäuferin hängen, die Kröten zusammen zu halten. Nur ein Gutes hat er ihr hinterlassen, als er plötzlich an einem Herzinfarkt starb: von einem Banküberfall sind 200.000€ übrig, die Lizzi in ausgehöhlten Brockhaus-Bänden versteckt und die ihr eben den erhofften Lebensabend ermöglichen sollen. Doch dann klaut ihr ausgerechnet der neue Freund ihrer Tochter das gesamte Geld und der Traum, ihre restlichen Jahre in der fürstlichen Seniorenresidenz bleiben zu können, zerplatzt wie eine Seifenblase. Das will die rüstige Rentnerin nicht auf sich sitzen lassen und macht sich auf, den Übeltäter zu fassen.
Die Geschichte rund um Lizzi, Herr Pfeiffer und Mareike beginnt im beschaulichen Seniorensitz, der für Lizzi seit Jahren ihre Heimat ist. Doch schon bald muss sich Lizzi raus in die weite Welt begehen, um ihr Geld wieder zurück zu bekommen. Denn wenn das Geld verschwunden bleibt, muss sie das Heim verlassen. Bei ihrer Suche wird sie von Mareike unterstützt, einer ehemaligen Pflegekraft, der Diebstahl vorgeworfen wurde. An sich also eine gute Kombination für einen rasanten, aber auch humorvollen Kriminalfall.

Lizzi ist eine von den rüstigen Rentnerinnen, die sich nicht alles gefallen lassen und sich auch gut zur Wehr setzen lassen. Außerdem macht sie sich wenig daraus, wann andere von ihr denken. Daher läuft sie immer noch mit Kopftuch und ihrem alten Mantel rum, so peinlich es ihrer Tochter auch ist. Die ist dagegen so gar kein Goldstück, denn eigentlich hat sie zu ihrer Mutter keine Bindung und gibt ihr sogar die Schuld am Tod ihres Vaters. Daher ist es auch kein Wunder, dass ausgerechnet sie den Dieb in Lizzis Wohnung schleppt.

Andrea, Lizzis Tochter, wies mal wieder ein altbekanntes Problem auf. Hier hat Anja Marschall wieder sehr arg schwarz - weiß gemalt, denn Andrea ist ein wirkliches Miststück. Dagegen ist ihr der Balanceakt bei Herr Pfeiffer, dem Polizist, der vor Jahren den Fall von Willis Banküberfall bearbeitet hat, sehr gut gelungen. Denn anfangs kommt er einem noch recht miesepetrig vor und kann wenig Sympathie für ihn aufbringen. Doch nach und nach integriert er sich in die Geschichte und am Schluss mochte ich ihn wirklich gerne. Seine Mitarbeit ist für den Fall unverzichtbar. Mit Mareike dagegen wurde ich nicht so recht warm, da sie mir einfach an manchen Stellen zu naiv rüberkam für ihr Alter. Ihr größter Wunsch ist es, dass Lizzi im Rentenalter noch eine Detektei eröffnet und sie dort arbeiten kann.

Der Verlauf der Geschichte war ganz gut geschrieben. Die Story wird immer vorangetrieben, steht nie auf der Stelle. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass das Buch zwei Spannungsbögen aufweist, einen der etwa zu Hälfte des Buches seinen Höhepunkt findet und einen zweiten, der ab diesem Zeitpunkt einsetzt. Das lag aber vor allem daran, dass das Buch eigentlich zwei Geschichten hat. Die erste dreht sich rund um die Wiederbeschafftung von Lizzis Geld, während sich die zweite Story darum dreht, den auf dem Klappentext genannten Mörder zu jagen. Ich bin etwas zwiegespalten, wie mir diese Aufteilung gefallen soll. Einerseits war es mal was anderes, andererseits habe ich 150 Seiten darauf gewartet, dass der besagte Mörder auftritt, doch bis dahin stirbt noch nicht mal jemand. Ich glaube, da muss jeder entscheiden, was er davon hält.
Anjas Marschalls Schreibstil ist einfach gehalten und leicht verständlich. Die Seiten fliegen nur so an einem vorbei, doch an manchen Stellen wurden solche Sprünge in der Handlung gemacht, dass ich das Gefühl gekriegt habe, ich hätte ein Kapitel überlesen. Trotzdem ist es mir nie langweilig geworden, was auch daran lag, dass die Erzählperspektive immer wieder gewechselt hat und auch die Handlungen hinter den Kulissen ab und an beschrieben wurden.

FAZIT
Lizzis letzter Tango ist ein gut unterhaltsamer Roman, in dem eigentlich alles drin ist, was man sich von einer leichten Lektüre wünscht: Spannung, Humor und ein kleiner Kriminalfall. Gelangweilt habe ich mich die ganzen 300 Seiten nicht, doch an manchen Stellen war ich nicht so ganz drin in der Story. Wie es eigentlich sein muss, habe ich manche Charaktere geliebt, manche gehasst. Ich hatte vielleicht ein wenig gehofft, eine Geschichte im Stil von Miss Marple zu lesen, doch Lizzi ist so ganz anders, aber deshalb nicht schlechter.