Rezension

Ebenso glamourös und prunkvoll wie grausam, bedrückend und düster

Ein Schloss aus Silber und Scherben -

Ein Schloss aus Silber und Scherben
von Arianne L. Silbers

Bewertet mit 4 Sternen

Prinzessin Maren wird in das berüchtigte Schloss aus Silber und Eis geschickt, um Lord Willjareth zu heiraten. Leider kennt sie den attraktiven Junggesellen viel zu gut, schließlich hat er einst ihr Leben zerstört. Doch sie würde alles tun, um ihr Land samt seiner Bewohner zu retten, welches durch einen langen und andauernden Krieg verarmt und dem Untergang geweiht ist. So kehrt sie also zurück in das verhasste Schloss, in dem tagsüber funkelnde Bälle gefeiert werden und nachts finstere Kreaturen durch die Korridore streifen.

Auf der Insel Beli zählen ausschließlich Äußerlichkeiten. Wer nicht schön, gertenschlank und reich ist, wird ausgegrenzt und als wertlos betrachtet. Maren hat nie diesen Vorstellungen entsprochen: sie ist klein, rundlich und hat zudem noch ein schlimmes Bein. Die Grausamkeiten, welche sie auf der Insel bereits erdulden musste, sind ihr lebhaft im Gedächtnis geblieben und allein der Gedanke an eine Rückkehr kommt einem Albtraum gleich. Durch einige Rückblicke erfahren wir nach und nach, welchen Torturen Maren auf Beli in der Vergangenheit ausgesetzt war. Das ist wirklich heftig und einfach nur herzzerreißend zu lesen. Sie tat mir so unfassbar Leid. Sämtliches Selbstvertrauen und jegliches Selbstwertgefühl wurde auf Beli niedergebrannt, jeder noch so kleine Keim der Hoffnung direkt niedergetrampelt. Und ich kann euch sagen: auch in der Gegenwart wird es nicht besser.

Und deswegen ist es mir wirklich auch ein Rätsel, warum Maren seit Jahren in ihren Kindheitsfreund Will verliebt ist. Ich meine ganz ehrlich: wenn man ihn zum „Freund“ hat, braucht man keine Feinde mehr. Und selbst diese hat das arme Mädchen noch. Klar hatte Will auch seine „guten“ Momente. Aber für mich haben die absolut nichts gut gemacht. Er ist schwach, geltungsbedürftig und feige. Da muss echt einiges an Charakterentwicklung kommen, dass ich ihn wirklich sympathisch finden könnte..

Die Themen in diesem Buch sind ernst und sehr eindrücklich umgesetzt: Toxische Schönheitsideale, Body- und Fatshaming, Mobbing sowie Essstörungen. Marens Geschichte zeigt auf erschreckende Weise, was eine toxische Schönheitskultur besonders bei jungen Mädchen auslösen kann. Halleluja, das war wirklich schwer zu ertragen. Zum Glück geht es aber auch um innere Schönheit, Zivilcourage und den Mut, für sich selbst und für Schwächere einzustehen. Denn wer nur zuschaut, wird zum Mittäter.

Dieser Dark Fantasy - Auftakt kommt zwar glamourös und prunkvoll daher, ist aber ebenso grausam, bedrückend und düster. Im Schloss der tausend Spiegel war Maren definitiv nie wirklich willkommen.