Rezension

Ein Leben aus Lügen gebaut

Die Wahrheit und andere Lügen - Sascha Arango

Die Wahrheit und andere Lügen
von Sascha Arango

Gibt es das perfekte Verbrechen, den perfekten Mord?

Schon in vielen Büchern oder Filmen im Krimigenre wurde diese Frage aufgeworfen und doch fast immer wieder mit NEIN beantwortet. Auch dieser Roman spielt mit dieser Fragestellung und ist es nicht verwunderlich, dass es nicht bei einer ersten Leiche bleibt.
Auch im vorliegenden Roman bleibt diese Frage letztlich unbeantwortet, bildet aber einen spannenden roten Faden durch die Gescichte.
Henry Hayden, erfolgreicher Bestsellerautor, ist die Figur, um die sich alles dreht. Sein Erfolg wie so vieles mehr in seinem Leben sind lediglich die Ergebnisse geschickter Lügengebilde. Doch trotz Wohlstand und Erfolg ist Henry ein Getriebener, der sich zwar in seinem Leben eingerichtet hat, aber eigentlich mit sich selbst nicht wirklich etwas anzufangen weiß. 
Der Erfolg seiner Bücher ist nicht sein eigener Verdienst, seine Frau Martha ist diejenige, die sie geschrieben hat. Was also tun, wenn diese Frau plötzlich nicht mehr da ist und am letzten Buch noch etwa 20 Seiten fehlen. Aber niemand weiß darüber Bescheid, auch nicht seine engsten Vertrauten im Verlag.
Da ist sein Verleger, der mit diesem neuen Buch von Henry Hayden zumindest den Aufschub der Insolvenz schaffen will, der aber andererseits im Wissen um seine tödliche Krankheit seine Lektorin Betty heiraten und damit die Zukunft des Verlages retten will. Und da ist Betty, die seit langen Jahren die Geliebte Henrys ist und von den Plänen des Verlegers nichts ahnt. Betty eröffnet Henry, dass sie schwanger ist und jetzt die Zeit ist, dass Martha von ihrem Verhältnis erfährt. Henry soll sich zu ihr und dem Kind bekennen.
Für Henry bricht seine Welt aus Lügen und Halbwahrheiten, in der er sich bequem eingerichtet hatte, plötzlich zusammen. Beinahe aus einer Laune heraus, so scheint es, fasst er einen folgenschweren Entschluss – und trifft die falsche Zielperson. Im ersten Moment des Erkennens reagiert er beinahe kopflos, um sich dann umso schneller in einen Aktionismus der Bewältigung und der Vertuschung von Tatsachen hineinzusteigern. Die geplanten Täuschungen gelingen ihm weitestgehend, aber es gibt einen Polizisten, der ihm seine sehr geschickt konstruierten Lügen nicht abnimmt. Dieser zieht aber immer wieder den Kürzeren, immer wieder kann sich Henry in den letzten Momenten dem Zugriff entziehen, weil er beispielsweise ein wasserdichtes Alibi vorweisen kann.

Der Autor ist bislang als Drehbuchautor, u.a. für den Tatort bekannt geworden. Diese Schreiberfahrung ist dem Roman anzumerken in schnellen Szenenwechsel, Wechsel der Perspektiven und in immer wieder eingeschobenen Rückblenden vor allem auch in die Kindheit. Mir hat dieser Stil sehr gut gefallen, weil dadurch die Spannung immer auf einem sich langsam steigernden Level gehalten wird. Dies wird zum Ende hin immer mehr, die Spannung steigt von Seite zu Seite. Das offene Ende zeigt, dass man den direkten Folgen seines Handelns zwar entgehen kann, aber kommt man wirklich ohne Strafe davon?

Mir hat dieser erste Roman von Sascha Arango gut gefallen, ich freue mich gern auf mehr und empfehle den Roman gern weiter.