Rezension

ein polarisierendes Buch

Kollisionen - Florian Scheibe

Kollisionen
von Florian Scheibe

Bewertet mit 3 Sternen

Auf der einen Seite das priviligierte Paar Carina und Tom, die sich sehnlichst Nachwuchs wünschen und die, weil es auf natürlichem Wege nicht klappt, zu einer Kinderwunschbehandlung gehen.
Auf der anderen Seite steht Mona. 16 Jahre, drogenabhängig und schwanger.
Immer wieder - gerade zwischen Carina und Mona - kommt es zu Kollionen, ein Zusammenprall mit dem Fahrrad, ein zufälliges Treffen im Park, im Krankenhaus, vor dem Sexshop.....manchmal bewusst wahrgenommen, manchmal nicht.

Florian Scheibe erzählt in einem sehr flüssigen, sehr gut lesbaren Schreibstil, die Entwicklung der drei Protagonisten in ihrem jeweiligen Umfeld.
Absolut positiv ist dabei die perspektivischen Wechsel, ein Kapitel reiht sich ans nächste, immer wieder aus Sicht eines anderen Protagonisten. Dabei weiß man anfangs nicht immer, wer ist gerade gemeint, ein schöner Reiz, und vielfach werden die einzelnen Szenen der Kollisionen aus zwei Perspektiven erzählt. Dabei treten immer wieder große Unterschiede der Wahrnehmung auf. Jeder erlebt dabei das  Ereignis etwas anders.

Ja - die Protagonisten.
Carina, die Architektin, die als Maklerin Luxus-Lofts verkauft, die unbedingt Kinder möchte und nicht schwanger wird. Die durch verschiedene Ereignisse immer mehr Bodenhaftung verliert (wenn sie denn jemeils welche hatte) und immer extremer wird.
Tom, ihr Lebensgefährte, Journalist, der durch die Erkenntnis, dass er zeugungsunfähig ist, aus alleln Wolken fällt und in eine Lebenskrise fällt.
Mona, die aus superreichem Hause stammt (Geld vorhanden, Liebe und Beachtung nicht), abgerutscht ins Drogenmilieu und auf die Straße, schwanger von Petr, einem rumänischen Punk und Hausbesetzer.
Symphatisch ist mir keiner geworden, Am ehesten vielleicht Mona, die es irgendwie schafft. Dennoch ist es gerade das Ende das micht nicht überzeugen konnte. Lange haben mich die Szenenwechsel, die Kollisionen überzeugen können, doch am Ende war mir vieles zu viel. Zu extrem, zu abgedreht, zu häufig, zu zufällig und identifizieren konnte ich mich mit keinem.
Es ist ein extrem von reich und arm, von zwei absolut differenten Lebensweisen. Das Verhalten von Monas Eltern, die Praktiantin, Petr und Co, das Drogenviertel und das Luxusloft, Die Asche in der Urne, das "saubere" Ende im Drogenumfeld.

Es steckt viel wahres in dem Roman, aber die Häufigkeit dieser extremen Begebenheiten macht es wieder unglaubwürdig .
Und wenn man die Masse an Kollisionen als einfach als gelungenes gestalterisches Element des Autors ansieht, ist es für mich die Aussage am "glücklichen" Ende, das für mich einfach nur ein Bild des Ballast abwerfens um glücklich zu sein, bedeutet, das mir nicht gefällt.

Fazit:
Sehr gut geschrieben, eine tolle Idee, gelungene Szenenwechsel, aber  letztendlich war es ein Zusammenprall von Extremen, von Menschen, die auf beiden Seiten keinen Glauben, keinen Halt, keine Grenzen kannten, das war mir auf beiden Seiten zu extrem, da die Anhäufung es unglaubwürdig gemacht hat. Das Ende konnte mich dann nicht überzeugen.