Rezension

Kollisionen in der modernen Welt

Kollisionen - Florian Scheibe

Kollisionen
von Florian Scheibe

Bewertet mit 3 Sternen

Carina und Tom sind ein junges, erfolgreiches Paar: Sie ist Architektin und baut alte Gebäude zu Luxuswohnungen um. Er ist Journalist und schreibt eine Kolumne für ein Stadtmagazin. Die beiden wohnen in einer schicken Dachgeschoßwohnung, die eigentlich traumhaft ist, aber mitten in einem Problemviertel mit aktiver Drogenszene liegt. Und die beiden haben noch ein Problem: Carina wünscht sich ein Kind, aber sie wird nicht schwanger. Eines Tages fährt sie mit dem Fahrrad ein junges Mädchen an. Sie ist ein Junkie – und schwanger. Ab diesem Moment berühren sich die Lebenswege der beiden immer wieder.

Der Roman „Kollisionen“ greift viele zeitgemäße Themen auf: Gentrifizierung, Kinderwunschbehandlung, Status-Denken. In dem Buch gibt es viele der Kollisionen aus dem Titel: die schicken Wohnungen prallen auf die Drogenszene, eine ungewollt Schwangere prallt auf eine ungewollt Kinderlose, in der Redaktion des Stadtmagazin prallt eine junge Bloggerin auf einen erfahrenen Journalisten. Ich finde es sehr gut, dass sich das Buch mit derart aktuellen Themen beschäftigt. Allerdings war die Umsetzung für mich nicht immer glaubwürdig und die Reaktionen und Handlungen der Protagonisten nicht immer nachvollziehbar. Natürlich ist die Kinderwunschbehandlung emotional aufreibend für die Beteiligten: Aber trotzdem passt es nicht zum Charakter von Carina und Tom, dass sie beiden handgreiflich werden.

Viele Wendungen oder Handlungsstränge waren mir zu klischeebehaftet und zu wenig originell. Zum Beispiel Tom, der sich von einer Jungen Praktikantin verführen lässt. Oder Mona, die aus gutem Hause kommt, aber wegen der dort herrschenden emotionalen Kälte zum Junkie wurde.

Andere Szenen wieder fand ich sehr gut beschrieben: Carina gibt ein TV-Interview, sie will eigentlich Werbung machen für ihr Viertel und für die Wohnungen, die sich verkauft, aber als sie sich selbst im Fernsehen sieht merkt sie, dass sie verhärmt und falsch wirkt.

Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück: einerseits mag ich es, dass es aktuelle Themen aufgreift und es liest sich sehr schnell und flüssig. Andererseits habe ich das Gefühl, dass es nicht tiefgreifend genug ist und es zu einfache Lösungen gibt. Besonders gestört hat mich, was am Ende mit dem Viertel passiert… aber ich verrate nicht gerne das Ende in Rezensionen, deswegen möchte ich das an dieser Stelle nicht weiter ausführen.

Also mein Fazit: ein gut zu lesendes Buch, das aktuelle Themen aufgreift, aber leider nicht tief genug geht und zu oft auf Klischees zurück greift.