Rezension

Gegensätzliche Welten

Kollisionen - Florian Scheibe

Kollisionen
von Florian Scheibe

Bewertet mit 3 Sternen

An einem warmen Sommertag kollidiert das Fahrrad der Mittdreißigerin Carina mit der 16jährigen Mona. Ihre Leben weisen erstaunliche Parallelen auf: Carina wünscht sich schwanger zu werden, Mona ist es. Erstere injiziert sich deswegen Hormone, letztere drückt ihr tägliches Quantum Heroin. Beide wohnen sie im selben Viertel, an entgegengesetzten Enden der sozialen Leiter und treffen im Laufe der nächsten Wochen und Monate immer wieder aufeinander.

Florian Scheibes Roman zeigt gute Ansätze, konnte meine Erwartungen jedoch nicht gänzlich erfüllen; immer wieder ist die Handlung leider zu vorhersehbar, zu klischeebeladen (ich denke hier z.B. an Toms Reaktion auf den gesteigerten Druck o.ä.), was mir doch ein bisschen den Lesespaß genommen hat. Die Gegensätze der beiden Frauen werden anhand verschiedenster Situationen dargestellt, die dann doch öfter mal völlig konstruiert wirken; nicht zuletzt, weil die beiden in der ach so großen Großstadt wohnen und sich mit einer Häufigkeit über den Weg laufen, die dann doch eher zu einem 100-Seelen-Dorf gepasst hätte. Scheibe greift aktuelle Themen auf, unbequeme Themen wie vorgetäuschte Toleranz, Armutsgefälle, Menschen, die durch soziale Raster fallen etc., nicht immer erlaubt er sich dazu jedoch mehr als einen oberflächlichen Blick, sodass der sozialkritische Aspekt dann doch schnell mal unter den Tisch fällt. Positiv bleibt mir Scheibes Erzählstil im Gedächtnis, sein Gespür für gelungene Szene- und Perspektivwechsel, sein flüssig zu lesender Stil. Ein Körnchen Wahrheit steckt in vielen seiner Aussagen, er hat sie jedoch für mich unter Wert verkauft.