Rezension

Ein Sommer voller Erinnerungen

Der Sommer der Sternschnuppen
von Mary Simses

Für Grace läuft es im Moment ziemlich mies. Job weg, Freund weg und ihre Wohnung ist auch gerade unbewohnbar. So kehrt sie für ein paar Wochen zurück in ihr Elternhaus in einer Kleinstadt an der Küste Connecticuts, unter anderem um die große Feier für den Geburtstag ihres Vaters vorzubereiten. Der Ort ist allerdings gerade in heller Aufregung, ein Filmteam ist in der Stadt und der berühmte Regisseur, der das Team anführt ist Grace alte Highschoolliebe. Schade, dass auch ihre Erzfeindin einen Blick auf ihn geworfen hat. Und mit der Erinnerung an schöne Zeiten werden auch Graces Trauer und ihre Schuldgefühle bezüglich des Todes ihrer Schwester wieder wach.

Direkt aufgefallen sind mir die Kapitelüberschriften, die Bezug nehmen auf Grace Beruf der „Korrekturleserin“ und jeweils einen Grammatikbegriff erläutern  -man lernt also tatsächlich etwas beim Lesen. ;-) Das Apfelkuchenrezept auf der Innenseite des Covers habe ich leider erst nach dem Lesen entdeckt, eigentlich mag ich solche kleinen Gimmicks, sie erhöhen sonst so schön die Vorfreude auf das Buch. Meine Erwartungen waren aber bereits vor Beginn recht hoch, die aus dem ersten Kapitel bestehende Leseprobe hat mich erfolgreich animiert, das ganze Buch lesen zu wollen. Es herrscht insgesamt eine positive, sommerliche Grundstimmung, meine Vermutung, mit wem Grace am Ende ds Sommers eine gemeinsame Zukunft planen kann, hat sich bewahrheitet, die Beziehung hat sich aber glaubwürdig entwickelt und auch die anderen Kandidaten kommen recht positiv davon. Doch Grace Liebesleben nimmt nur einen Teil der Geschichte ein, ein wichtiges Thema ist, wie sie endlich den Tod ihrer Schwester verwindet und die von falschen Erwartungen und Vermutungen geprägte Beziehung zu ihren Eltern verbessert. Das gefiel mir ziemlich gut, auch wenn, wie immer (zumindest in Büchern) mit ein bisschen offeneren Gesprächen, jede Menge Probleme gar nicht erst entstanden wären. Mit diesem Ansatz versucht die Autorin der leichten Sommergeschichte einen Anflug von Tiefe zu geben, bleibt aber letztlich doch eher oberflächlich, hier hätte sie sich vielleicht stärker zwischen Leichtigkeit und Anspruch entscheiden müssen.

Eigentlich hat das Buch aber nur einen großen Minuspunkt, der mir durchgängig missfallen hat und das war die Freude der Autorin daran Grace in Situationen zu stecken, in denen ihr Verhalten mir einfach nur peinlich war. Bei einer 15jährigen hätte ich das Konkurrenzdenken (wer hat das hübschere Kleid, ist schlanker, sportlicher, erfolgreicher,…) und ihren Wunsch immer gut dazustehen noch akzeptieren könne, aber mit Mitte 30 sollte man schon etwas gefestigter zu sich selbst stehen können. Wenn man darüber hinweglesen kann, ist „Der Sommer der Sternschnuppen“ ein gelungenes Sommerbuch.