Ein spannender und gut durchdachter Thriller, mit einer angenehmen Portion Psycho
Nachdem ich schon einige Meinungen zu dem Buch gehört und gelesen hatte und das Buch länger auf meinem SuB lag, habe ich mich doch heran gewagt und ich bereue es überhaupt nicht.
Der Klappentext führte vor einiger Zeit dazu, dass ich das Buch unbedingt haben wollte. Als es dann hier zu Hause lag, ich den wirklich gut beschreibenden und auf Lust-nach-mehr machenden Klappentext erneut las, konnte ich es dann als "gerade" frisch gebackene Mama doch nicht lesen, da ich wirklich dachte, dass Buch würde zu sehr an meinem Mama-Nervenkostüm zerren.
Jetzt, Wochen später, habe ich das Buch angefangen, dann leider keine Zeit mehr gehabt und nun heute in einem Rutsch durchgelesen. Und siehe da: ja, es ist schon wirklich nicht schön, dass Lena ihr gerade geborenes Baby entführt wurde, aber die ganzen weiteren Umstände führen dazu, dass ich mich dann doch gut distanzieren konnte und so schöne und spannende Lesestunden mit dem Buch verbringen konnte.
Lenas Mann Daniel ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen - kurz vor der Geburt der gemeinsamen Tochter Emma. Nachdem Lena sich große Mühe gibt, ihr Leben und das des Ungeborenen so gut wie möglich wieder in den Alltag zu integrieren, platzt durch einen Zwischenfall auf Daniels Beerdigung die Fruchtblase. Die kleine Emma erblickt also die Welt und nach anfänglichen Schwierigkeiten, meistert Lena auch das neben ihrer Trauer. Bis eines Tages Emma aus der Wiege verschwindet und der Leser sich ab hier nur noch fragt: welche Rollen spielen Esther, Niklas, Eheleute Schuster, Jasper, Frau Richter, Rebecca, Josy, Martin, Carolin und die Unbekannte auf der Beerdigung von Daniel? Spannend bleibt es auf jeden Fall bis zum Ende.
Lena ist mir von Beginn an sympathisch. Ich finde ihre ganze Art und Weise sehr authentisch und konnte ihre Handlungsweisen an jeder Stelle gut nachvollziehen und als Leserin habe ich mit ihr gefiebert und wenn sich ihre Welt drehte, da sich nicht mehr wusste, was sie glauben konnte, wem sie vertrauen konnte, dann drehte es sich auch in meinem Kopf. Wobei ich hier sagen muss, dass ich von Anfang an schon richtig lag, wer Lena büßen lassen wollte. Daniel, den wir durch Rückblenden kennen lernen, ist mir eher unsympathisch und auch wenn ich seinen Drang verstehen konnte, dass er trotz seiner neuen Liebe zu Lena, auch die Beziehung zu seiner Tochter Josy pflegen und ihre Welt in Ordnung halten möchte, habe ich schon sehr früh gedacht, dass Daniel doch irgendwas verbirgt. Und letztlich ist dem ja auch so. Zu dem kommt noch, dass ich mich total empört darüber habe, als er Lena hochschwanger am Straßenrand aus dem Auto zitiert hat und weiter gefahren ist. Wobei sich ja herausstellt, dass das eines der guten Taten von Daniel war...
Ich möchte gar nicht zu viel verraten, denn es lohnt sich wirklich, diesen Thriller zu lesen und die einzelnen Personen selbst kennenzulernen und sich selbst ein Konstrukt von Rache, Buße und (Miss-) Vertrauen aufzubauen. Ich kann nur so viel verraten: auch wenn ich schon auf der richtigen Spur war, wurde ich dann im Prolog doch sehr überrascht und habe den Atem angehalten und gedacht "Das kann doch wohl nicht wahr sein?" Wieso ich dann aber doch heute beruhigt schlafen gehen kann, werdet ihr ja dann selbst hoffentlich lesen ;)
Der Schreibstil der Autorin Wiebke Lorenz ist übrigens so flüssig, spannend und authentisch, dass man das Buch wirklich so durchlesen kann und wahrscheinlich auch möchte/muss, wenn man einmal in der Story drin ist.
Fazit
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung! Sehr durchdachter Thriller, mit einer angenehmen Portion Psycho und die Wendungen rauben einem doch manchmal leicht den Atem.