Rezension

Ein Thriller, der weit mehr zu bieten hat als Schwarz- und Weißtöne

Dunkellicht - Martin Ulmer

Dunkellicht
von Martin Ulmer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Cover des Buches zeigt einen Mann, der zur Hälfte schwarz und zur Hälfte weiß ist. Bewaffnet mit Pistole und Schwert springt er dem Betrachter entgegen. Im Hintergrund kann man die Silhouette einer Großstadt erkennen. Und interessantes Cover, das ebenso wie der Mann in Schwarz und Weiß gehalten ist – und irgendwie düster wirkt. Obwohl die Szene (und die Figur) im Buch so nicht vorkommt, ist sie ziemlich treffend – und hat zumindest mich neugierig auf den Inhalt gemacht. Etwas, was man vom Klappentext nicht gerade behaupten kann: Der Zeitungsartikel zu dem Geschehen im Buch ist viel zu trocken, um meine Lust auf die Geschichte zu schüren – zum Glück habe ich vorher einen Blick ins Buch geworfen.

Schon seit Jahrhunderten kämpfen die Bruderschaften des Lichts und der Dunkelheit gegeneinander – doch nun droht beiden die Auslöschung: Auf beiden Seiten verschwinden immer mehr Ordensbrüder – einzig Johannes Sturm von der Bruderschaft des Lichts und Antoine Chevallier aus den Reihen des Ordens der Dunkelheit sind dem mysteriösen Gegner bisher entkommen. Unterstützt von der geheimnisvollen Ella und einem wissensdurstigen Magier versuchen die eigentlich verfeindeten Ordensbrüder, den Gegner zu enttarnen und aufzuhalten.

Trotz seiner fantastischen Elemente liest sich “Dunkellicht” wie ein Thriller: Zwei verfeindete uralte Bruderschaften, die plötzlich von einer dritten Macht aufgerieben wird, zwei Kämpfer der verfeindeten Seiten, die notgedrungen zusammenarbeiten müssen – und auf der Flucht vor schwer bewaffneten Feinden so manchen Kampf zu bestreiten haben ohne zu wissen, warum sie eigentlich gejagt werden. Damit gilt es nicht nur einfach zu überleben, sondern auch die Ursache für das Geschehen herauszufinden.

Als Leser ist man im Vorteil, da Martin Ulmer einige Kapitel aus der Sicht der dritten Partei beschreibt – des Rätsels Lösung ist man damit leider auch nicht viel näher als die zwei Ordensbrüder. Man kann sich allerdings ein deutlich besseres Bild von den Gegnern machen und frühzeitig erkennen, dass ihre Motive weit mehr als bloße Mordlust umfassen – tatsächlich scheinen sie einen größeren Plan zu verfolgen. Und die Mittel, die sie dafür aufbieten, können sich sehen lassen: Neben dem Einsatz von Söldnertruppen ist auch der Zugriff auf Bundeswehreigentum durchaus üblich. Damit kann man sich als Leser auf einige Feuergefechte und Explosionen gefasst machen.

Zum Glück sind auch die zwei Ordensbrüder nicht gerade unbedarft: Auch wenn Antoine Chevallier sich eher mit Forschung als mit Feldeinsätzen auskennt, hat er die gleichen Möglichkeiten wie jeder andere des Ordens. Johannes Sturm hingegen kann als Krieger des Lichts sowohl seine kämpferischen als auch seine mystischen Fähigkeiten einsetzen und ist damit allein mindestens ebenso gefährlich wie eine ganze Söldnertruppe. Und ihre Begleitungen scheinen durchaus auch an zwielichten Orten und mit zwielichtigen Gestalten zu verkehren – ihre Kontakte können sich jedenfalls sehen lassen und retten die Truppe damit einige Male vor ihren Verfolgern.

Die Beschaffung von Informationen läuft in dieser Geschichte allerdings anders als in den üblich Thrillern – neben alten Büchern kommen auch fantastische (beziehungsweise mystische) Mittel zum Einsatz: Die Beschwörung von Engeln oder Behütern (je nach Bruderschaft) oder von längst Verstorbenen (hier tritt der wissensdurstige Magier in Aktion). Sehr freigiebig mit Auskünften ist jedoch niemand – und jede Beschwörung hat ihren Preis; einige dieser Preise wollte niemand freiwillig zahlen.

Mit jeder dieser Informationen wird der Hintergrund klarer – und alt Bekanntes unsicher. Letztendlich sind die Motive aller Parteien ziemlich schlüssig – wenn auch einige recht überraschend. Und spätestens mit dem Ende ist alles klar – einschließlich dem, was zu tun ist. Wirklich gut geht es allerdings für die wenigsten der Protagonisten aus. Und mit dem letzten Kapitel wird klar, dass auch damit diese Geschichte längst nicht vorbei ist.

Trotz Titel und Cover hat “Dunkellicht” weit mehr zu bieten als Schwarz- und Weißtöne, allen voran einiges an Action und Geheimnisse – und beide Arten verstehen es, beim Leser Spannung zu erzeugen. Magie (wenn man es denn so nennen mag) spielt allerdings eine eher untergeordnete Rolle, sie ist – ebenso wie die Stadt Dortmund, in der die Geschichte spielt (und einige Leser vermutlich gerade deswegen einen Blick ins Buch werfen lässt) einfach nur eine kleine Facette der Geschichte. Für mich ist “Dunkellicht” damit eindeutig eher Thriller als Mystery oder Fantasy. Allerdings ein Thriller, der es versteht, den Leser in den Bann zu ziehen – und zu halten, zumindest wenn man auf Action, Spannung und Geheimnisse steht – und wer tut das nicht?