Rezension

Ein toller Krimi mit Lokalkolorit

Vogelfrei - Felicitas Gruber

Vogelfrei
von Felicitas Gruber

Bewertet mit 5 Sternen

Herbst wird’s in München und die Ereignisse überschlagen sich. Drei Morde erwarten die Kripo und auch das Team um unsere charmante Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth: zuerst der scheinbare Selbstmord eines Bauunternehmers, dann eine Nageldesignerin – erstochen mit der eigenen Glasfeile – und zu guter letzt noch einen Priester, der vom Kirchturm in den Tod stürzte. Schon während der Untersuchungen der einzelnen Leichen wird Sofie stutzig und vermutet einen Zusammenhang von dem ihr Ex, der Hauptkommissar Joe, zunächst aber nichts wissen will. Und auch im Privatleben sieht es nicht weniger turbulent aus: Zwar sind Joe und Sofie getrennt, die Gefühle jedoch noch absolut nicht erkaltet, was ein gemeinsamer Urlaub in Italien zeigte. Doch andererseits sind da auch noch die zarten frisch aufkeimenden Gefühle für den Polizeireporter Charly Loessl. Totale Verwirrung in unserer lieben Sofie, doch ein Mann kann definitiv ihr Herz erobern: der kleine Mops Murmel, der ihr während der Ermittlungen zuläuft. So fällt es manchmal ziemlich schwer, Privates und Berufliches zu trennen, aber Sofie gibt nicht auf und setzt alle Hebel in Bewegung, um Joe von den Zusammenhängen der Todesfälle zu überzeugen, die das Team weit in die Vergangenheit führen sollen…

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Für mich war Vogelfrei der erste Roman aus der Feder von Felicitas Gruber. Dass es schon der zweite Fall für die charmante Dr. Sofie Rosenhuth ist, ist dabei nicht schlimm, da man die Charaktere sehr schnell kennen und lieben lernt und auch die Handlung in sich abgeschlossen ist. Natürlich bliebt ein gewisse Restneugierde in Bezug auf die Vergangenheit der Personen – Sofies und Joes Ehe, das Kennenlernen mit Charly,… – aber dem wird schnell Abhilfe geschaffen, indem ich Teil 1 einfach nachbestellen werde :)

Ja, das zeigt schon, dass mich der Krimi total überzeugt hat. Die Protagonisten sind allesamt ein liebenswerter Haufen, mal abgesehen von den Bösewichten. Sofie, die an sich hadert und zwischen ihren zwei Männern gefangen scheint. Einerseits will sie Charly, doch andererseits sind da ja auch noch die tiefen Gefühle für Joe – wenn’s der alte Haderlump nur ned immer mit seinen Gspusis so übertreim tät ;-) oder wenn Sofie ihn nicht ab und an in einer zweideutigen Situation ertappen würde. Beide Herren kämpfen um ihre Herzensdame und bis zur letzten Seite bleibt offen, wer nun das Herz unserer Sofie erobern kann – was für ein ganz böser Cliffhanger, aber zum Glück ist bald Sommer und es gibt Neues aus Giesing! Dann haben wir noch Elke Falk, Sofies frostige Chefin. Ein Biest wie es im Buche steht: perfekt gestylt, wie aus dem Ei gepellt zickt sie Sofie an, macht sich über ihre weiblichen Formen lustig und ist einfach ein Kühlschrank in Person. Bis Murmel auftaucht. Der kleine Mops des zweiten Opfers steht eines Abends vor Sofie und wird vom Fleck weg adoptiert. Und nicht nur Sofie verfällt ihm sofort, sondern auch das Eis der Falk beginnt mehr als schnell zu tauen und es wird warm in den Herzen der Gerichtsmedizinerin! Drum herum gibt es natürlich noch viel mehr tolle Charaktere, aber die sollt ihr mal schön selbst kennen lernen.

Die Handlung des gesamten Krimis ist absolut spitzenmäßig durchdacht und recherchiert. Alles beginnt mit einem Prolog im Jahre 1984, der mit einem Mord in Verbindung steht. Je weiter man liest, gerät diese kleine Episode jedoch ziemlich in Vergessenheit, obwohl sie letztendlich eine wirklich tragende Rolle spielt. Ein cleverer Schachzug, die Damen! Auf jeder Seite merkt man, dass gerade in den gerichtsmedizinischen Belangen wirklich nichts ausgedacht oder weit hergeholt, sondern mit sehr gut recherchiertem Fachwissen gearbeitet wurde. Spannend bleibt es bis zuletzt, wobei eine ganz große Portion Lokalkolorit diesem Krimi noch mit absolutem Charme und Humor ausstattet und so ein wirklich liebevolles Buch draus macht, nach dessen Ende man einerseits traurig ist und andererseits nach einer Fortsetzung giert. Ich mag Krimis, in denen sich Lokales, viel Humor, besonders liebevoll gezeichnete Personen und eine gute Portion Spannung verbinden. Und die mit Liebe geschrieben sind, was man deutlich an diesem Roman merkt! Man ist gleichzeitig gefesselt von der Handlung und muss andererseits permanent schmunzeln oder gar laut lachen, so herrlich sind Schreibstil und Sprache der Autorinnen.

Nachdem ich letztes Jahr schon die Apulien-Krimis von Kirsten Wulff verschlungen hatte, habe ich bis jetzt nach etwas vergleichbar tollem gesucht und bin nun endlich, dank unserer Felicitas Gruber fündig geworden. Ja, man kann sagen, dass ich nun der Dr. Sofie Rosenhuth Sucht verfallen bin und nach der Fortsetzung giere. Ganz große Empfehlung meinerseits für diesen Herzenskrimi!

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Felicitas Gruber ist das Pseudonym der Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch. Zusammen schrieben sie die Kriminalromane “Die kalte Sofie” und “Vogelfrei”, in denen die beliebte Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth ermittelt. Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und begeistert mit historischen Romanen seit vielen Jahren ihre zahlreichen Leserinnen und Leser. Gesine Hirsch ist Kunsthistorikerin und arbeitet als Producerin und Drehbuchautorin. Die erfolgreiche Serie “Dahoam is Dahoam” hat sie fürs Bayerische Fernsehen mitentwickelt. Beide Autorinnen leben in München.