Rezension

Ein würdiger Abschluss

Elvancor, Das Reich der Schatten - Aileen P. Roberts

Elvancor, Das Reich der Schatten
von Aileen P. Roberts

Bewertet mit 3 Sternen

Wer meine Rezension zum Vorgänger gelesen hat weiß, dass ich mir im ersten Teil mehr von Elvancor gewünscht hätte. Nun, im zweiten Teil, durfte ich voll und ganz in die Welt von Elvancor eintauchen und sie kennen lernen. Doch bevor es soweit kommt, frischt die Autorin unser Wissen im Prolog nochmal auf sehr dramatische Weise auf. Denn hier schildert sie den Tod von Ragnar sehr emotional und mit den richtigen Worten.

Danach verfällt Aileen P. Roberts wieder in ihr altes Schema und erzählt die Geschichte aus Lenas Perspektive. Dabei kommt man der Protagonistin wieder näher und man merkt, wie sehr sie sich doch im Laufe des Buches verändert und entwickelt. Das sie mir dabei immer sympathischer wurde, hätte ich nicht gedacht, nachdem mir ihr Charakter im ersten Teil nicht wirklich zugesagt hatte.

>>Angst - seitdem Lena gemeinsam mit Ragnar auf Schatzsuche gegangen war und den ersten Rodhakan in ihrer Welt gegenübergestanden hatte, hatte sie mehr und größere Angst verspürt, als jemals zuvor in ihrem Leben.<< (S.394)

Während Lena früher oberflächlich und ignorant gegenüber ihrer Welt war, so ist sie jetzt offen für neues, viel emotionaler und auch viel liebenswürdiger gestaltet. Erst jetzt verstehe ich ihrer Gefühle gegenüber anderen Personen, besonders gegenüber Ragnar, und kann sie besser nachvollziehen.

Auch Ragnar hat sich durch die Zeit in Elvancor verändert. Ich würde sagen, dass er männlicher und reifer geworden ist und trotzdem weiß er aber noch immer nicht, was sein Herz schon längst weiß... Ich finde es schade, dass es nur hin und wieder Augenblicke sind, die aus seiner Sicht geschildert werden. 

>>"Ich bin gar nicht seltsam oder abnormal - ich bin einfach nur zu einem Viertel ein Tuavinn"<< (S.27)

Ja, endlich kann man all die komischen Eigenschaften und Eigenarten von Ragnar verstehen. Jetzt wo man weiß, dass er eigentlich nach Elvancor gehört und dort zu Hause ist. Das ganze fügt sich jetzt, nach und nach, zusammen was auf der einen Seite natürlich positiv ist, aber auf der anderen Seite sehr schade, da man es durch die lange Verzögerung im ersten Teil erst sehr spät alle wichtigen Informationen erhält.

Aber auch neue Charaktere stellen sich in diesem Buch vor und haben es geschafft mich zu begeistern. Die ganzen Nebencharaktere, egal ob neu oder alt, sind sehr schön ausgearbeitet und ganz filigran "gezeichnet". Besonders eine Dame hat es mir angetan, von der ich mich eigentlich schon längst verabschiedet hatte, aber im Nachhinein sehr froh war sie wiederzutreffen.

Auch Elvancor hat mich absolut vom Hocker gehauen. Genau so hatte ich mir das vorgestellt und gewünscht, denn Elvancor ist eine wirklich besondere Welt:

>>"Elvancor ist anders, Lena", versuchte Amelia sanft zu erklären, "du kannst es nicht mit dem Verstand erfassen. [...] Nur mit dem Herzen."<< (S.31)

Elvancor ist einfach magisch, zauberhaft und ein echtes Highlight in diesem Buch. Die Landschaft, ihre Eigenarten und die Bewohner rauben dem Leser den Atem, so besonders und fantastisch sind die Ideen der Autorin rund um diese Welt.

Alles in allem hat sich die Geschichte eindeutig sowohl durch die Weiterentwicklung der Charaktere, als auch durch den Einblick in Elvancor sehr gesteigert. Ich bin froh doch noch den würdigen Abschluss dieser etwas anderen Dilogie gelesen zu haben und somit die Möglichkeit bekommen zu haben ganz andere Seiten kennen zu lernen.