Rezension

Eine Familie zerbricht

Was es braucht in der Nacht -

Was es braucht in der Nacht
von Laurent Petitmangin

Bewertet mit 5 Sternen

Frankreich, Lothringen, Gegenwart: Ein Vater, Monteur bei der französischen Eisenbahn und bekennender Sozialist, erzieht seine Söhne Fus und Gillou nachdem Krebstod der Mutter allein. Die Söhne sind beim Tod der Mutter noch Kinder, 10 und 7 Jahre alt.  Der Vater gibt sein Bestes, verbringt seine Freizeit mit den Kindern beim Fußball, macht mit ihnen einfache Campingurlaube. Die schulischen Leistungen des älteren Jungen, Fus, verschlechtern sich, doch Gillou schafft es sogar zu einem Studienplatz in Paris. Für den Vater bricht dessen Welt ein, als sich Fus der Front National anschließt.

Der französische Schriftsteller Laurent Petitmangin debütiert mit dem Roman „Was es braucht in der Nacht“ auf eindrucksvolle und bedrückende Weise. Selbst einer Bahnarbeiterfamilie aus Lothringen stammend, zeigt der Autor anhand der kleinen Familie die politische Landschaft im Großen. Im Arbeitermilieu zeigt sich wenig Perspektive, die ehemals politische Heimat der Sozialisten ist zahnlos. Der Vater muss sich vom Sohn den Vorwurf gefallen lassen, zu den Parteitreffen nur mehr zum Kuchenessen zu gehen. Die rechtsradikale Partei heißt die Wohlstandsverlierer willkommen, sie ist williges Auffangbecken für den enttäuschten Bürger.

Der Vater ist einer, der mit Gefühlen und Worten sparsam umgeht und dennoch ist seine Hilflosigkeit, seine Scham, sein Scheitern so eindrücklich wie schnörkellos.

Der Roman ist in seiner Kürze von gerade 160 Seiten konzentriert und zeigt ganz genau hin auf die soziale Wirklichkeit.

Was braucht es in der Nacht? Was braucht es in einer Familie, die schon einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste? Fürsorge, Zuwendung und Trost reichen nicht aus, wenn ein Familienmitglied sich einer völlig konträren Weltanschauung zuwendet, als der vorgelebten. Es ist eine traurige, gegenwärtige Geschichte, zum Greifen nah!